Sonntag, 28. April: Ernsthaft lustig

Mit einer Plattenkamera lichtet der Bad Harzburger Pressefotograf Herbert Ahrens 1956 auf dem Hasselkopf bei Braunlage eine Kindergruppe ab. Dieses und viele andere Fotos sind im Online-Ahrens-Archiv der Bad Harzburg-Stiftung (ext.) zu bestaunen.

Von der Lochkamera zu Handy-Fotos

Der Harz rüstet sich zur Walpurgisnacht und scheint, so hatte es bei einer Rundtour gestern den Eindruck, auch an diesem Sonntag, 28. April 2024, sehr gut besucht zu sein. Wozu die dank Maifeiertag kürzere Arbeitswoche sicher beiträgt.

Hilfreich ist auch der Wetterwechsel hin zu Frühlingsgefühlen. Und selbst die Bauernkalender erheben nur noch heute zu St. Vitalis von Ravenna winterlich warnend die Stimme: „Ist es noch kalt auf St. Vital, friert es uns noch fünfzehnmal.“ Allen Vorhersagen nach müssen wir uns da nicht mehr sorgen.

Im Zeitalter der Smartphone-Knipserei, die Abermilliarden Bilder Tag für Tag meist als „Ex-und-Hopp-Erinnerungen“ produziert, wenden wir uns heute einer der ältesten Fototechniken der Welt zu. Der 28. April ist der „Tag der Lochkamera-Fotografie“ (Worldwide Pinhole Photography Day).

Im Unterschied zu den modernen Fotokameras fällt das Licht bei dieser Fotografie-Technik nicht durch eine optische Linse beziehungsweise Objektiv, sondern wird durch ein winziges, verschließbares Loch eingefangen. Aufgefangen wird es auf lichtempfindlichem Material (Fotopapier) in einer dunklen Kammer projiziert.

Da werden Erinnerungen an den Physikunterricht wach. Da haben wir Lochkameras aus Schuhkartons gebastelt. Eine Do-it-youself-Variante der „camera obscura“ sozusagen. Die Lochkamera blendet bis auf ein Lichtstrahlenbündel in gerader Linie zwischen Objekt- und Bildpunkt das restliche Licht aus und fängt auf diese Weise ein reelles Bild ein. Das Buch „Die Lochkamera“ erläutert auch die physikalischen Hintergründe.

Noch zwei literarische Verbeugungen: Heute vor 150 Jahren (1974) wurde der österreichische Publizist und Schriftsteller Karl Kraus geboren. Ohne Frage einer der bedeutendsten Sprach- und Kulturkritiker, Satiriker und Essayisten, Aphoristiker und Dichter deutscher Sprache. Sein bekanntestes Werk: „Die letzten Tage der Menschheit“.

Und dann wäre da noch einer meine Lieblinge, der Brite Terry Pratchett, Autor der Scheibenwelt-Romane, erblickte heute vor 76 Jahren (1948) das Licht der Welt. Doch auch in Kurzgeschichten liefert er „Große Worte“ und zeigt die Lust am Spiel mit der Sprache in Titeln wie „Helle Barden“ (Hörbuch).

Terry Pratchett hat im Laufe der Zeit so manch unvergesslichen Satz erschaffen. Aber wem wird schon eine eigene Zitatensammlung gewidmet? Terry Pratchett hat das gleich selbst übernommen: „Ernsthaft lustig“ enthält die seiner Meinung nach „besten Terry-Pratchett-Zitate der Welt“.



Samstag, 22. Oktober: Helden und Schurken

Chris Howland legt zur Eröffnung der Discothek „Limerick“ 1971 am Karl-Franke-Platz in Bad Harzburg auf. Foto: Ahrens-Archiv/Bad Harzburg-Stiftung

FESTSTELLTASTEN und andere Faszinosa

HEUTE IST SAMSTAG; „“ OKTOBER „=““ – Dass kommt dabei raus, wenn man am Samstag; 22. Oktober 2022, den „Internationalen Tag der Feststelltaste“ damit begehen will, den Text komplett mit der arretierten Feststelltaste zu schreiben. INTERNATIONAL CAPS LOCK DAY.

So wirklich empfehlenswerte Bücher über Feststelltasten im Speziellen oder Computertastaturen im Allgemeinen habe ich nicht finden können. Zumindest vom Titel her passt Terry Pratchetts „Aus der Tastatur gefallen“. Es geht allerdings mehr um „Gedanken über das Leben, den Tod und schwarze Hüte“, die den Erfinder der Scheibenwelt-Romane umtreiben.

Zu den Faszinosa des Tages (Plural von Faszinosum – wieder was gelernt) kommen wir später. Obwohl mich auch Boulevard-Zeitungen bisweilen faszinieren. Heute vor 118 Jahren (1904) erschien mit der „B.Z. am Mittag“ in Berlin die erste deutsche Boulevard-Zeitung im Straßenverkauf.

Wie es in den Redaktionen der bekanntesten deutschen Boulevard-Zeitung „Bild“ zugeht, ist in Günter Wallraffs Bericht „Der Aufmacher“ nachzulesen. Wie wichtig es ist, die Mechanismen zu kennen, zeigt sich im Umgang des Boulevard mit Minderheiten: „Bild dir deinen Hass“ schildert, wie die „Bild-Zeitung gegen Geflüchtete und People of Color schreibt“.

Es gibt nicht viele Bücher und Filme, die mich so nachhaltig beeinflusst haben wie „Die Brücke“.  Der Antikriegsfilm von Bernhard Wicki nach dem autobiografischen Roman von Gregor Dorfmeister (veröffentlicht als Manfred Gregor) erlebte seine Uraufführung am 22. Oktober 1959.

Ein Faszinosum ist und bleibt trotz aller Skandale für mich die „Tour de France“. Heute vor 10 Jahren allerdings erhielt auch meine Begeisterung einen schweren Dämpfer, als der „Fall Lance Armstrong“ die Schlagzeilen beherrschte: „Nichts als die Wahrheit“. Aber selbst, als Profi Tyler Hamilton in „Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte“ enthüllte, wie das berühmteste Radrennen der Welt zur Tour de Farce wurde, schaute ich immer noch gebannt zu…

Ein überaus positiver Sportheld wäre heute 101 Jahre alt geworden: Bernhard Carl „Bert“ Trautmann, der als einstiger Fallschirmjäger nach dem Krieg zur Torwartlegende in England wurde. Die Queen zeichnete ihn für seine Verdienste um die englisch-deutsche Verständigung aus. „Trautmanns Weg“ fasziniert auch heute noch und ließ seinerzeit Kritiker nach dem Pokalfinale, in dem er mit Genickbruch weiterspielte, schwärmen: „Er ist immer gut und oft ist er fabelhaft. Und dann gibt es noch Tage, an denen er übernatürliche Dinge verrichtet. Und einen seiner besten Tage hat er in diesem Finale.

So, jetzt geht es nur noch darum, ein Foto aus dem Ahrens-Archiv der Bad Harzburg-Stiftung zu lancieren und so Interesse zu wecken. 1971 legte Chris Howland im „Limerick“ am Karl-Franke-Platz in Bad Harzburg auf. Zehn Jahre zuvor flimmerte am 22. Oktober 1961 zum ersten Mal sein „Musik aus Studio B“ über die Bildschirme. „Yes, Sir!“ heißt seine Autobiografie (eBook), die ein ungewöhnliches Showstar-Leben „aus dem Blickwinkel eines englischen Gastarbeiters“ darstellt.   

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