Die Handlung spielt im Jahre 1843 und entwickelt sich vor dem Hintergrund zweier historischer Ereignisse. Im Rahmen der sogenannten „Clearances“ wurden große Teile der Bevölkerung aus dem schottischen Hochland und von den Inseln vertrieben, damit deren Ländereien von den wohlhabenden Großgrundbesitzern für die ertragreichere Schafzucht genutzt werden konnten.
Etwa zur gleichen Zeit verließen über 400 Pfarrer die schottische Kirche, um sich von der Macht der Gutsbesitzer zu lösen. Sie gründeten die freie schottische Kirche und waren zunächst ohne Kirchengebäude, Gemeinde und mittellos.
Trotz moralischer Bedenken nimmt daraufhin der Pfarrer John Ferguson aus finanziellen Gründen den Auftrag an, Ivar, den letzten lebenden Bewohner von einer einsamen, weit entfernten Shetland-Insel zu vertreiben und ihn nach Aberdeen zu bringen.
Nach einer sehr langen, beschwerlichen Seereise erreicht er erschöpft die Insel. Bei einer ersten Erkundung stürzt und verletzt er sich schwer. Ivar findet ihn, versorgt seine Wunden und flickt sogar seine zerrissene Kleidung.
Als John nach mehreren Tagen aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, dauert es Tage bis die beiden Männer eine gemeinsame Sprache finden, denn Ivar spricht einen alten nordischen Dialekt. Im Laufe der nächsten Wochen nähern sich die beiden immer mehr an und werden schließlich Freunde. Aber John weiß, dass er seinen Auftrag erfüllen muss und möglicherweise Ivars Vertrauen missbraucht.
Der Schriftstellerin Garys Davies ist es gelungen, mich auf diese einsame Insel mit ihrer kargen rauen Landschaft mitzunehmen. Ich fühlte mich den Protagonisten mit ihren unterschiedlichen Gefühls- und Lebenswelten immer sehr nahe.
Davies hat ein sicheres Gespür für unscheinbar wirkende Details, die aber eine erstaunlich starke Wirkung entfalten. Mit Hilfe ihrer Sprache schafft sie klare und lebendige Bilder. Es gelingt ihr, die Handlung so zu verdichten, dass sie auf 220 Seiten mehr sagt als manch anderer Schriftsteller auf 500.
Ein wunderbarer Roman, der von der britischen Buchhandelskette „Waterstones“ zum Buch des Monats März 2025 gekürt wurde. Ich bin froh, dieser Empfehlung gefolgt zu sein.