Sonntag, 26. Februar: Erfreuliche Aussichten

Selbst Baustellen können der Faszination der Lübecker „Skyline“ nicht wirklich Abbruch tun. Foto: Beckmann

Ein Tag für große Literatur

Dieser Sonntag, 26. Februar 2023, ist ein Tag für große Literaten und große Literatur. Wobei bisweilen weder den Autoren noch ihrem Werk vom Start weg die Zuneigung des Publikums sicher war.

Ein schönes und bekanntes Beispiel lieferte Pierre Augustin Caron de Beaumarchais mit seinem Theaterstück „Die unnütze Vorsicht oder der Der Barbier von Sevilla“. Der Auftakt der Figaro-Trilogie war am 23. Februar 1775 beim Publikum krachend durchgefallen.

Was Beaumarchais offenkundig an Merksätze wie „In der Kürze liegt die Würze“ (gab’s den schon?) erinnerte. In nur drei Tagen strich er sein Werk von fünf auf vier Akte zusammen und machte die nächste Aufführung am 26. Februar 1775, also heute vor 248 Jahren, zu einem triumphalen Erfolg. Und auf der Welle schwamm er mit dem Figaro weiter, 1784 erschien „Figaros Hochzeit oder Der tolle Tag“ und 1792 „Die schuldige Mutter“.

Vom Start weg riesigen Erfolg hatte derweil Thomas Mann mit den „Buddenbrooks“, die der S. Fischer Verlag heute vor 122 Jahren (1901) in zwei Bänden veröffentlichte. Dass vor allem die Lübecker sich um die Bücher rissen, hatte allerdings weniger mit der fantastischen literarischen Qualität zu tun.

Ohne dass der Name der Hansestadt im Roman je ausdrücklich erwähnt wird, entdeckten Leserinnen und Leser darin literarische Porträts von Lübecker Persönlichkeiten der Zeit. Tatsächlich kursierten sogar zwei Entschlüsselungslisten. Die Porträtierten waren entrüstet, die Leserschaft freute sich über Ratsch und Tratsch. Schön zu lesen und auch noch schön anzusehen ist eine Sonderausgabe mit Pappband mit dem geprägten Motiv der ersten einbändigen Ausgabe von 1903.

Dieser 26. Februar ist auch ein guter (Geburts-)Tag für große und erfolgreiche Literaten. Ein paar Beispiele gefällig? Heute vor 221 Jahren (1802) erblickte Victor Hugo, Schöpfer beispielsweise von „Die Elenden“ (Les Misérables), das Licht der Welt.

Tatsächlich gratulieren können wir Elizabeth George. Die geistige Mutter des Inspector Lynley wurde am 26. Februar 1949 geboren. Mit Romanen wie „Was im Verborgenen ruht“ hat sie quasi einen Stammplatz in den Bestsellerlisten. Dies wiederum gilt auch für den 1958 geborenen Michel Houellebecq, dessen Romane wie Bestseller wie „Unterwerfung“ allerdings vielfach ebenso umstritten wie erfolgreich sind.

Ein wenig muss ich noch in persönlichen Erinnerungen schwelgen. Heute vor 75 Jahren eröffnete Walter Oehmichen mit dem Märchen vom gestiefelten Kater die Augsburger Puppenkiste. Dank deren Aufführung gehört „Der kleine dicke Ritter“ selbst heute noch zu meiner Lieblingslektüre. Und der 1954 geborene Wolf-Rüdiger Marunde, einer der erfolgreichsten Cartoonisten der Republik, ließ mich allein bei der Durchsicht seiner Bücher lachend in den Tag starten.  „Erfreuliche Aussichten“ haben wir durchaus nötig…

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Samstag, 25. Februar: Ein scharfer Tag

Schwertschlucker und Schachtelsätze

Wenn wir bei Gaumenkitzel (Hawaii-Toasts & Cocktails) in Kombination mit Aktionstagen bleiben, wird es an diesem Samstag, 25. Februar 2023, gefährlich. Wir begehen den „Welttag der Schwertschlucker“ (World Sword Swallower‘s Day). Wobei mich persönlich noch mehr der „Welttag der Schachtelsätze“ schreckt.

Die Unterordnung von Nebensätzen unter Hauptsätze wird Hypotaxe genannt. Was sich vom Griechischen hypo = unter und táxis = Ordung ableitet. Allerdings verlieren die Schachtelsätze nicht zuletzt durch das Internet an Bedeutung. Da hätte ein Thomas Mann, der als Großmeister des Relativsatzes gilt, schwer dran zu kauen gehabt. Wer sich vor Augen führen will, worum es geht, muss bloß zu den „Buddenbrooks“ greifen – was sich auch als pures Lesevergnügen weiter lohnt.

Jahrhundertsportler? Reicht eigentlich nicht. Jahrtausendsportler: Heute vor 59 Jahren (1964) avancierte Cassius Clay, der im selben Jahr den Namen Muhammad Ali annahm, mit einem Sieg erstmals zum Schwergewichtsweltmeister im Boxen. Jede auf ihre Art bildgewaltig kommen zwei Biografien daher. „Muhammad Ali“ als Comic beispielsweise. Und mit gleichem Titel, aber was wäre auch aussagekräftiger als dieser Name: „Muhammad Ali“ (Bildanthologie).

Heute vor 181 Jahren (1842) kam ein Schriftsteller auf die Welt, der über eine begnadete Fantasie verfügte – und heute mit „Aneignung“ und „inkorrekten Begriffen“ ganz sicher sein Tun hätte: Karl May erreichte mit Abenteuerromanen wie „Winnetou I“  eine Gesamtauflage von rund 200 Millionen Exemplaren. Am spannendsten aber ist womöglich seine Biografie: „Winnetous Blutsbruder“.

Der absurde Wirbel um den Ravensburger „jungen Winnetou“ sorgte dafür, dass das Original wiederentdeckt wurde. Und ähnlich wird es wohl bald um Roald Dahl geben, dessen Werke wie „Charlie und die Schokoladenfabrik“ in Großbritannien auf „political correctness“ getrimmt wurden. Zum Glück bleibt die deutsche Neuübersetzung nah am Original.

Am selben Tag wie Karl May feiert mit dem deutschsprachigen Engländer B. Traven ein weiterer Autor Geburtstag, der grandiose Abenteuerromane schrieb. „Der Schatz der Sierra Madre“ wurde von John Huston mit Humphrey Bogart in der Hauptrolle erfolgreich verfilmt (DVD).

Anmerkungen zum „Welttag der Schwertschlucker“ will ich natürlich nicht verschlucken (Wortwitz!). Die Kunst geht sowohl auf das antike Griechenland wie auch auf das südliche Indien zurück. Der Schwertschlucker führt das Schwert durch den Mund in die Speiseröhre bis zum Magen ein, schlucken sollte er dabei aber besser nicht. Die eigentliche Kunst besteht darin, den Brechreiz zu unterdrücken.

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