Mittwoch, 1. Mai: Willkommen im Wonnemonat!

Dunkle Ritter und Blumenkränze

Vorsicht! An diesem Mittwoch, 1. Mai 2024, ist der Mai gekommen, die Bäume schlagen aus. Okay, die Witz-Bartwickelmaschine kommt zurück in den Keller…

Aber dennoch: Willkommen im Wonnemonat! Während etliche Harzer noch ermattet von den nächtlichen Walpurgisfeiern vermutlich im Bett regenerieren, geht es in Finnland jetzt erst richtig los: Dort steht heute das finnische Frühlingsfest Vappu im Kalender,

Im Kern handelt es sich um einen im Vergleich zum deutschen Pendant erweiterten Maifeiertag. Gefeiert werden der Frühling, die Studenten und die Arbeiter. Meine Vappu-Buch-Recherchen versandeten ergebnislos. Aber vielleicht hilft „Das kuriose Finnland-Buch“, es verspricht immerhin Infos zu allem, „was Reiseführer verschweigen“.

Bevor wir uns auf dünnes finnisches Eis begeben, feiern wir im Pazifik weiter.  Seit 1927 wird auf Hawaii am 1. Mai der „Lei Day“ (Tag des Lei). Merksatz der Insulaner: „May Day is Lei Day in Hawaii Nei.“

Mit Lei bezeichnet man den auf Hawaii typischen Halsschmuck aus Blüten, Blättern und Muscheln.  In dem Buch „Lei Aloha“ (engl.) soll über das Blumenkränze-Flechten quasi en passant die hawaiianische Kultur entdeckt werden.

Von bunt leuchtenden Blumenketten zum „schwarzen Ritter“ und eher düsteren Comics. Heute wird (zumindest in USA) der „Tag des Batman-Debüts“ von den Fans des Fledermaus-Helden gefeiert.  Am 1. Mai 1939 debütierte Batman in der Comic-Reihe „Detective Stories“.

Schöpfer der Figur in der Ausgabe #27 (The Case of the Chemical Syndicate) der Comicheft-Reihe im Mai 1939 waren Autor Bill Finger und Zeichner Bob Kane.  Die „Batman & Robin Anthologie“ beinhaltet Klassiker von 1940 bis 2013. Darunter natürlich auch Werke von Bill Finger. Dem fast vergessenen „wahren Schöpfer des Dunklen Ritters“ ist eine eigene Graphic Nove gewidmet: „Bill Finger“.



Sonntag, 19. März: Schwarz und Weiß

Lautsprecherische Stimmungsmache

Es ist Sonntag, 19. März 2023, und ich rege mich auf. Übers Gendern, Wokeness, political correctness, cancel culture. Nun ja, weniger über die Geisteshaltungen selbst als vielmehr über die Verbissenheit, in der sie diskutiert werden und dabei die Welt in Schwarz und Weiß teilen.

Vorab: Ich halte mich für „in hohem Maß politisch wach und engagiert gegen (insbesondere rassistische, sexistische, soziale) Diskriminierung“ (Duden-Definition „Wokeness“). Sie sind mir ein Gräuel. Aber ich werde den Teufel tun, meine Jugendliebe Winnetou deswegen aus dem Regal zu verbannen oder – für mich schlimmer noch – eine sprachlich bereinigte Fassung zu lesen.

Und jetzt wird wieder eine Favoritin meines Lebens angegangen, soll umbenannt werden: Gegen die Pizza Hawaii sind Rassismus-Vorwürfen laut geworden. Der Begriff bediene „kolonialistische Stereotype“. Was auch die Bild-Zeitung auf die Palme und das Thema auf Seite 1 brachte. Ein Schulterschluss, der mir zugegeben eher peinlich ist.

Das Fatale daran: Ich hätte mir die Aufregung sparen können. Der Post, der alles auslöste, ist alt. Die „global agierende“ Gruppierung, die ihn verfasste, zählt rund 1000 Anhänger. Weltweit! Die Bild hat das Thema zum Thema gemacht. Und genau die Stimmungsmache beider Seiten bringt mich in Rage.

Zum Glück gibt es auf der Suche nach „Pizza Hawaii“ sehr viel mehr Rezepte als vor künstlicher Aufgeregtheit strotzende Artikel. “How to Make Italian Pizza” liegt auch noch auf Englisch vor –kulturelle Aneignung? Andererseits habe ich keine hohe Meinung von der britischen Küche und denke, etwas Aneignung könnte ihr guttun. In Deutschland wird derweil „Clemens Wilmenrod“ in Buchform gehuldigt, Erfinder des Toast Hawaii, der damit eher das Fernweh bedienen wollte.

Sucht man Bücher über „Cancel Culture“ fällt als erstes auf, dass es überwiegend Werke sind, die oft lautsprecherisch dagegen zu Felde ziehen. Ganz ähnlich die Situation beim „Gendern“. Zumeist fallen die Autoren aufgeregt über das Thema her. Aber immerhin gibt es „Richtig gendern für Dummies“.

Gleich eine „Widerrede gegen Gendern, Woke, Cancel Culture und anderes Gedöns“ hat die deutsche Vienamesin Mai Linh Tran geschrieben: „Ich bin nicht woke“ soll „übertriebene Political Correctness“ als einen „Irrweg“ brandmarken, der „in der breiten Meinungsvielfalt einer lebendigen Demokratie nichts zu suchen“ habe. Wenn sie dem Grundgedanken die Bedeutung zugesteht, die er mit Blick auf die Geschichte verdient, wäre ich bei ihr.

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Montag, 20. Februar: Zu Tisch mit Toast Hawaii

Aus der Villa Radau des Konsul H.H. Meyer war 1953 das Casino geworden. Foto: Ahrens-Archiv

Als ein Konsul die Kurstadt prägte

Wir starten an diesem Montag, 20. Februar 2023, in eine neue Woche. Kulinarisch könnten wir das prima mit einer Zeitreise rückwärts verbinden. Heute ist der bundesweite „Toast-Hawaii-Tag“.

Ich habe das pseudoexotische Schmankerl immer geliebt. Dass der Toast mit Schinken, Ananas und Käse (plus – Gipfel der Kochkunst – einer Maraschino-Kirsche) im Fokus steht, hat einen guten Grund: Heute vor 70 Jahren (1953) wurde die erste Kochsendung „Bitte in zehn Minuten zu Tisch“ mit Moderator „Clemens Wilmenrod“ (Biografie) und dessen Ehefrau Erika als Assistentin.

Clemens Wilmenrod hieß übrigens tatsächlich Carl Clemens Hahn, war Schauspieler und gab den Koch nur vor der Kamera.  Dennoch gilt er als Erfinder nicht allein des Toast Hawaii. Wenn er seine Zuschauer mit „Ihr lieben, goldigen Menschen“ begrüßt hatte, folgten einfache Rezepte mit großartigen Namen wie „Spaghetti nach Art der schwarzen Carola“, „Päpstliches Huhn“ und „Tessiner Fischschnitzel“.

Mehr schein als sein, lautete dabei die Devise nur acht Jahre nach Kriegsende. Das „Arabische Reiterfleisch“ war nichts anderes als eine profane Frikadelle, aus der mit Paprikapulver ein exotisches Gourmetmahl wurde. Obwohl der Retrotrend läuft, wissen gerade junge Menschen mit Begriffen wie „Toast Hawaii und Kohlenhändler“ nicht wirklich etwas anzufangen. Das Buch um „alte Begriffe und Gegenstände“ will da Abhilfe schaffen.

Nach einem guten Essen habe ich früher (leider) gern zur Zigarette gegriffen. Lieber hätte ich mit Pfeife klug ausgesehen, aber an der hohen Kunst (Pfeife, nicht klug gucken) bin ich immer gescheitert. Nun bin ich zu klug, um nochmal mit dem Rauchen anzufangen, obwohl heute „Welt-Pfeifenraucher-Tag“ (International Pipe Smoking Day) ist. Das mp3-Hörbuch „Die Kunst, Pfeife zu rauchen“ will in die Fertigkeiten einführen, verschweigt aber auch die gesundheitlichen Risiken nicht.

Das „neue Buch zur Pfeife“ kommt derweil international daher: „Pipe-Line“. Ich lese dann lieber ohne Qualm über berühmte Pfeifenraucher in der Literatur. Beispielsweise einer meiner Krimi-Lieblinge aus der Feder von Georges Simenon: „Maigrets Pfeife“ ist als eBook, aber auch als Hörbuch erhältlich.

Ein um zwei Ecken wichtiger Tag war der 20. Februar 1857 für Bad Harzburg. Die Geschäftsleute Hermann Henrich Meier und Eduard Crüsemann gründeten in Bremen die Reederei Norddeutscher Lloyd. Und „H. H. Meyer“  hatte bereits Bad Harzburg für sich entdeckt, prägte die wirtschaftliche Entwicklung mit und vor allem auch das Stadtbild: Im Jahr 1856 ließ er sich die Villa „Radau“, das spätere Casino und Kurzentrum, von Architekt Heinrich Müller errichten. Der braunschweigische Hofgärtner Ebert gestaltete den Garten im englischen Parkstil – heute der Casinopark (Foto oben aus dem Ahrens-Archiv 1953).

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