Weltknuddeltag in Jogginghosen

Weltknuddeltag in Jogginghosen

Weltknuddeltag in Jogginghosen

Der 21. Januar bringt mich alle Jahre wieder zum Grübeln. Auf dieses Datum fällt zum einen der „Internationale Tag der Jogginghose“ (International Sweatpantsday), zum anderen aber auch der „Weltknuddeltag“, auch „Weltkuscheltag“ (National Hug Day) genannt. Und seit Jahren frage ich mich: Besteht da ein Zusammenhang?

Wenn ich die Jogginghose (gern und oft) anziehe, dann zumeist, weil ein bequemes Sofa lockt. Was ein ideales Knuddel-Terrain sein kann. Andererseits sind Jogginghosen als „vom Schnitt her lange, gemäßigt-weite Pumphosen“ (Wikipedia) nicht gerade der Inbegriff erotisch animierender Kleidung – was gegen einen Zusammenhang spricht. Vielleicht sollte ich mir meine Jogginghose selbst designen: „Alles Jersey – Soft and cosy. Jogginghosen, Sweatshirts & Co. nähen – Mit 4 Schnittmusterbogen.“1

Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“ Sagte Modedesigner und Stil-Ikone Karl Lagerfeld. Was mich erneut in Grübeleien stürzt. Wenn die Kontrolle über das Leben von einer Jogginghose abhängt, wie wirken sich dann Pferdeschanz, Stehkragenhemden, Sonnenbrille und fingerlose Lederhandschuhe aus? Für Lagerfeld vorm Spiegel offenkundig kein Problem: „Was ich sehe, gefällt mir sehr. Ich bin jetzt praktisch wie mein eigener Kleiderbügel.“

Aber wir wollen König Karl gegenüber nicht nachtragend sein. Denn auch für den Hamburger in Paris gilt ein schönes lateinisches Zitat: „De mortuis nihil nisi bene“ (übertragen: „Über die Toten soll man nur gut sprechen“). Zumal Lagerfeld 2014 auf der Paris Fashion Week mit Jogginghosen verblüffte, die er für Chanel entworfen hatte. Würdigen wir den großen Modeschöpfer lieber mit etwas Lektüre: „Karl Lagerfeld – Ein Deutscher in Paris“.1

König auch der grandiosen Zitate

Und vielleicht sollte man es bei der Biografie allein nicht belassen. „Lagerfeld your Life“1 heißt eine Mode- und Lifestyle-Guide, der noch dazu mit einigen seiner besten Zitate aufwartet. Und auf diesem Feld hatte Lagerfeld einiges zu bieten. Hilfreiches, wenn man wie er selbst zur Stil-Ikone werden will.

Kleine Auswahl der besten Zitate Karl Lagerfelds gefällig:?

Voilà:

  • „Eine Frau ohne Stil hat auch in einem Kleid mit Stil keinen Stil.“
  • „Es ist nicht so, dass ich mich gut finde, aber es könnte schlimmer sein.“
  • „Ich bin sehr auf dem Boden geblieben. Nur nicht auf dieser Welt.“
  •  „Man lernt nur aus seinen Fehlern. Erfolg hat noch niemandem geholfen.“

Und mit dem letzten Zitat bin ich schon wieder in Grübeleien versunken. Wenn man aus Fehlern lernt, müsste ich dann nicht sehr viel klüger sein…?


1 Wer sich eines der genannten Bücher kaufen will, sollte sich noch ein wenig gedulden. Schließlich ist Vorfreude die schönste Freude. Und am 2. April öffnet die Bücher-Heimat ihre Pforten. Gutscheine kann man schon jetzt erwerben.

Schlechte Fotos, tolle Fotos und Höhenangst

Blog-Beitragsbild: Cashcow Buchhandlung Bücher-Heimat

Schlechte Fotos, tolle Fotos und Höhenangst

Erneut frohe Kunde kommt an diesem Donnerstag, 20. Januar 2022, aus der Bücher-Heimat: Weitere Unterstützer haben das Startkapital der Mitmach-Buchhandlung mit einem Schlag über die 75.000-Euro-Marke gehoben. Außerdem haben alle 60 Stühle für Veranstaltungen für je 100 Euro Paten gefunden.

Einige Bad Harzburgerinnen und Bad Harzburger, die sich auch gern beteiligt hätten, gingen sozusagen leer aus. Aber da kann Abhilfe geschaffen werden. Das wichtigste Interieur einer Buchhandlung muss ebenfalls bald finanziert werden: die Bücherregale.


Gut weg gekommen ist Bad Harzburg auch bei einem Beitrag des NDR Anfang Januar: „Der Harz stellt sich weiter für die Zukunft auf“. Das ist gut und richtig. Ebenso wie der Satz: „Zu den populärsten Neubauprojekten zählen der Baumwipfelpfad und die Baumschwebebahn am Burgberg in Bad Harzburg.“ Leider erinnerte das Foto eher an einen bemannten Mars-Rover, toppte fast noch die ständig herumgeisternden Bilder von Käfer-geplagten Harzer Wäldern.

Do it yourself auch mit der Kamera

Wer sich an schönen Harzfotos erfreuen will, findet unzählige Bildbände und Reiseführer. Weit schöner und vor allem hautnah allerdings ist die Eigenproduktion in der Natur. Und da sei ein Buch empfohlen, das es vom 2. April an ganz sicher auch in der Bücher-Heimat geben wird. In seinen „Harzer Fototouren“1 nimmt der Bad Harzburger Luca Weber („fotoweberei“) Fotofans an die Hand und führt sie zu den „60 Top-Spots für Landschaftsfotografie im Harz“.

Eine der besten Harzer Foto-Plätze haben für mich einen gravierenden Nachteil: Sie liegen auf irgendwelchen Klippen oder schmalen Höhenpfaden. Da macht sich meine ausgeprägte Höhenangst gar nicht gut. Auch bei der Harzer Wandernadel kenne ich einzelne Punkte nur aus sicherer Entfernung und von den Fotos meiner Frau, die auf jeden Felsen kraxelt…

Insofern ist auch das Thema des heutigen Kalenderblatts ganz und gar nichts für mich. Laut Wikipedia hat sich der US-Amerikaner LaMarcus Adna Thompson die erste realisierte Achterbahn am 20. Januar 1885 patentieren lassen. Aus meiner Sicht eine absolut überflüssige Erfindung…  

„Father of Gravity“ („Vater der Schwerkraft“) wurde Thompson als Pionier des Achterbahn-Baus von Zeitgenossen genannt. Vielleicht hätten mir seine ersten Anlagen sogar noch zugesagt. Die Fahrt des 1887 eröffneten Orient Scenic Railway war mit 10 km/h eher gemächlich. Die Entwicklung bleibt bekanntermaßen nicht stehen, wie auch das Buch „Roller Coaster – Die besten Achterbahnen der Welt“1 zeigt.

Und wenn meine Freunde heute auf dem Goslarer Schützenfest kopfüberhängend und laut juchzend durch Loopings rasen, muss ich mir die Zeit beim Nerven schonenden Entenangeln vertreiben.


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Kleines Auto und große Dichtkunst

Blog Buchhandlung Bücherheimat: Ein Tag für Goggo und Goethe

Kleines Auto und große Dichtkunst

Willkommen am Mittwoch, 19. Januar 2022. Bergfest für diese Woche! Ein Datum, das beim Blick zurück in die Geschichte kleine Autos und große Dichtkunst in den Fokus rückt.

Beim Blättern durch die „Kalenderblätter“ lernt man stets dazu. Bislang hatte ich Goethes „Faust“ mit dem Brocken über die Walpurgisnacht geistig verknüpft. Doch die Region zwischen Harz und Heide spielte insbesondere auf den Brettern, die die Welt bedeuten, eine wichtige Rolle für das bedeutendste und meistzitierte Werk deutscher Dichtkunst.

Heute vor 193 Jahren, am 19. Januar 1829, und damit 21 Jahre nach der Veröffentlichung bot das Hoftheater in Braunschweig eine radikal veränderte Fassung. Goethes Originaltext galt als unspielbar. Dem Rotstift zum Opfer fiel aus Harzer Sicht dummerweise auch die „Walpurgisnacht“.  Die Aufführung wurde gefeiert, daran angelehnte Fassungen wurden am 29. August 1829 zu Goethes 80. Geburtstag, in Leipzig, Dresden und Frankfurt/Main aufgeführt. Nachzulesen in den „Faust-Welten – Goethes Drama auf der Bühne“1.

Nach großer Dichtkunst gerät an diesem Tag ein kleines Auto in den Blick: Am 19. Januar 1955 rollte das erste Goggomobil vom Band. Und es ist beileibe nicht allein die Borgward Isabella, die auf Oldtimer-Treffen wie auf der Galopprennbahn alle ins Schwärmen bringt. Auch die „Minimobile“ wie „Isetta & Co.“1 oder eben das Goggomobil haben bis heute viele Fans. Den Namen verpasste dem Wagen   Firmenpatriarch Hans Glas, der seinen Enkel „Goggo“ rief.

Von 1955 bis 1966 wurde das bis zu 4030 DM teure Fahrzeug 284.491 Mal gebaut. Und es gab große Namen für die kleinen Autos: die Limousine Goggomobil T, das Coupé Goggomobil TS (Volksmund: Ferrari des kleinen Mannes) und der Transporter Goggomobil TL. Laut Werbung sollten in der Limousine vier erwachsene Personen Platz finden – was bei einer Innenraumlänge von etwa 1,60 m zwischen Pedalen und Rücksitzlehne reichlich eng geworden sein dürfte…


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Mogelpackungen: Wer will betrogen sein?

Buchhandlung Blog: Mogelpackungen, großer Auftritt, wenig Inhalt

Mogelpackungen: Wer will betrogen sein?

„Die Welt will betrogen sein“, stellte der Humanist Sebastian Brant schon 1494 in seinem Werk „Das Narrenschiff“1 fest. Allzu gern würde ich widersprechen, doch gehöre ich beim Einkaufen zu den Kunden, die im Zweifel eher zu (teuren) Markenprodukten greifen. Im Glauben, da könne man nichts falsch machen. Und dann finde ich an diesem Dienstag, 18. Januar 2022, in meiner Mailbox den Newsletter der Verbraucherzentrale, der zur Wahl der „Mogelpackung des Jahres 2021“ aufruft…

Spätestens in diesem Moment dämmert mir Jahr für Jahr, dass Brant mit seiner Einschätzung richtig lag – auch wenn er die Verlockungen moderner Warenwelten vermutlich nicht einmal erahnt hat. Es sind erstaunlicherweise oft die großen und bekannten Marken, die laut Verbraucherzentrale „durch besonders raffinierte Füllmengenänderungen“ und „unnötigen Verpackungsmüll“ die Kund*innen schröpfen, Ressourcen verschwenden und die Umwelt belasten.


Die Menschen sind so einfältig und hängen so sehr vom Eindrucke des Augenblickes ab, dass einer, der sie täuschen will, stets jemanden findet, der sich täuschen lässt.

Niccolò Machiavelli

Fünf Kandidaten hat die Verbraucherzentrale nominiert, bis zum 24. Januar (16 Uhr) können die Verbraucher den schlimmsten unter den schlimmen Fingern im Internet küren. Firmen wie Bahlsen, Homann, Nestlé, Knorr und Griesson haben demnach verdeckte Preiserhöhungen zwischen 25 und 88 Prozent realisiert. Für mich das Schlimmste: Etliche Kandidaten liegen ab und an auch in meinem Einkaufswagen. Und bin ich durch Schaden klug geworden? Naja…

Dabei können nur die Kund*innen durch bewusstes Einkaufen ein Umdenken erzwingen. Um versteckte Preiserhöhungen transparent zu machen, pflegt die Verbraucherzentrale im Internet eine Mogelpackungsliste. Der Link gehört auf den Startbildschirm jedes Handys!

Ansonsten gilt, was Brant schon vor mehr als 500 Jahren ebenso wie Goethe viel später trefflich zu benennen wusste: „Man wird nie betrogen, man betrügt sich selbst.“ Wer da gegensteuern will, kann sich über die Lektüre zahlreicher Bücher wappnen. „ACHTUNG MOGELPACKUNG!“1 heißt eines, das „Wissen für Verbraucher“ verspricht. Um „Verbraucherfallen, Mogelpackungen und Täuschung im Supermarkt“ geht es in einem weiteren Buch, dessen Titel das Thema drastisch auf den Punkt bringt: „Lass dich nicht verarschen!“1


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Pizza & Pasta für einen Asketen

Buchhandlung Blog: Pizza und Pasta zum „Internationale Tag der italienischen Küche“

Pizza & Pasta für einen Asketen

Noch keine Idee fürs Mittagessen? Heute ist der Tag für Pizza, Pasta & Co., denn der 17. Januar ist der „Internationale Tag der italienischen Küche“ („International Day of italian cuisines“, kurz IDIC).

„Italian cuisine“ geht bei mir immer – außer Pizza. Aufgrund meiner Aversion gegen Pizza und auch gegen Pommes war ich schon zu Schulzeiten als kulinarischen Sonderling abgestempelt. Die regelmäßige Currywurst aus dem „Bratwurstglöckle“ in Göttingen musste meinen ramponierten Ruf retten. Bücher zur italienischen Küche empfehlen ist allein aufgrund der unübersehbaren Menge schwer. „Die echte italienische Küche“1 bietet laut Klappentext „Typische Rezepte und kulinarische Impressionen aus allen Regionen“ – und war das erste in der Liste.

Den 17. Januar als Internationalen Tag der italienischen Küche hat sich die Initiative itchefs-GVCI (Virtual Group of Italian Chefs) ausgeguckt. Zum einen markiert der 17. Januar den Beginn des italienischen Karnevals, in dem ausgiebiges Essen und Trinken fast Pflicht sind. Zum anderen ist heute der Ehrentag des Heiligen Antonius des Großen.

Der war, so ist es im Großen Lesebuch der Heiligenlegenden1 nachzulesen, ein ägyptischer Mönch, Einsiedler und – Asket. Pizza und Penne wären kaum sein Ding gewesen. Wobei Antonius auch als Schutzpatron der Bauern, der Schweinehirten und Metzger gilt. Das würde wieder zum Schlemmertag passen und brachte dem Heiligen regional so neckische Namen wie „Sautoni“ und „Swinetünnes“ ein.

Ein echtes Problem habe ich mit dem Heiligen jedoch nur mit Blick auf meine geliebten Bauernregeln. So sehr der Mönch zwischen Asket und Metzger-Heiligem pendelt, so indifferent sind die Wetterregeln an seinem Tag.

Kleine Auswahl gefällig: „Wenn zu Antoni die Luft ist klar, gibt’s ein trockenes Jahr.“ Danach sollte das Jahr nass werden, denn Schneeregen ist für heute angesagt. Bei 2 bis 4 Grad Tagestemperatur erledigt sich auch die zweite Regel: „Große Kälte am Antoniustag manchmal nicht lange halten mag.“

„Am Schnee nicht spart Sankt Anton mit dem weißen Bart.“ Zumindest den Wetterportalen nach wird es eher ein Schneeregen-Mischmasch. Womit die vierte Bauernregel alle Optionen offen hält: „Der Antonius mit dem weißen Bart, wenn’s da nicht regnet, er mit dem Schnee nicht spart.“


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Gendern, eine Dame und ein Macho

Gendern, eine Dame und ein Macho

Gendern, eine Dame und ein Macho

Eins, zwei, drei im Sauseschritt läuft die Zeit – und das Team der Bücher-Heimat mit vielen Freiwilligen im Rücken hält das Tempo. Es sind (Stand heute, Sonntag, 16. Januar, 10 Uhr) nur noch 75 Tage, dann wird die Mitmach-Buchhandlung in der Herzog-Wilhelm-Straße am 2. April 2022 ihre Pforten öffnen.

Abonnenten des kostenlosen Bücher-Heimat-Newsletters können die nächsten Zeilen überspringen, sie erhalten die Infos ausführlicher ebenfalls heute. Aber es gibt Dinge, die kann man gar nicht oft genug schreiben: Alles sieht danach aus, dass das Projekt, getragen von vielen Bad Harzburger*innen, pünktlich über die Zielgerade geht. Zumal die Hilfswelle nicht abebbt. Mit dem Erlös der GZ-Glücksschweinchen liegt der Unterstützer-Kontostand bei 46.250 Euro! Wer seinen Beitrag leisten will, überweist auf IBAN DE61 8006 3508 1000 3541 00 bei der Harzer Volksbank eG in Bad Harzburg.  

Nicht verzichten wollen wir auf den Blick zurück, zumal es um ein höchst strittiges Thema geht: Gendern. Heute vor 50 Jahren, am 16. Januar 1972 verfügte das Bundesinnenministerium, dass der Gebrauch der Bezeichnung „Fräulein“ in Bundesbehörden zu unterlassen sei. Für jede weibliche Erwachsene ist seither die Anrede „Frau“ zu verwenden.

Was wiederum eine Bad Harzburgerin ganz und gar nicht zufriedenstellen konnte: Gerda Rechenberg, Leiterin der Stadtbücherei, zog auch gegen die „Frau“ zu Felde, wollte analog zu „Herr“ mit „Dame“ angesprochen und angeschrieben werden. Als „Dame Rechenberg“ zog sie vergebens von Gericht zu Gericht und gelangte zu bundesweiter Medien-Bekanntheit. Und dies, so die „Zeit“ in einem Bericht Unsere liebe Dame“ 1980, obwohl ihr „keine feministischen Hilfstruppen (…) Geleitschutz“ gaben. Zu der Frage, wie „Richtig gendern“1 geht, hat sogar der Duden ein Werk herausgegeben.

Spannend zu erfahren wäre sicher, was Gerda Rechenberg zur aktuellen Gender-Debatte sagen würde. In der wird sie immer gern mal zitiert, erst 2018 wieder in dem NZZ-Artikel „Gendern in aller Herrlichkeit“. Dort heißt es: „Wie einfach war die Welt noch 1980, als die Bibliothekarin Gerda Rechenberg vor Gericht trat, um ihre Arbeitgeberin, die Stadt Harzburg, dazu verurteilen zu lassen, in Korrespondenz und Gespräch die Anrede «Frau» durch «Dame» zu ersetzen. Dame Rechenberg blieb erfolglos. Die Richter fanden, eine Änderung des Sprachgebrauchs könne nicht gerichtlich erwirkt werden. Ob das in unseren Zeiten immer noch so klar ist, ist zu bezweifeln.“

Ganz sicher dürften solche Überlegungen einen Mann nicht belastet haben, dessen unvergleichliche Leinwandkarriere heute vor 60 Jahren ihren Anfang nahm – und in einem Wandkalender 2022 gefeiert wird 1: Am 16. Januar 1962 begannen auf Jamaika die Dreharbeiten zum ersten James-Bond-Film: 007 jagt Dr. No. Und als Ursula Andress aus dem karibischen Meer stieg, verschwendete der Über-Macho erkennbar keinen Gedanken an die korrekte Anrede. Der Name „Honey“ tat es ja schließlich auch…

Für alle, die sich gern an James und Honey unter dem Mango-Tree erinnern möchten, hier ein Youtube-Video der berühmten Szene (1:30 min):


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Erstling, Evergreen und Mega-Spoiler

Buchhandlung Blog: Herzog-August-Bibliothek und erste Zeitung in Wolfenbüttel

Erstling, Evergreen und Mega-Spoiler

Willkommen im Wochenende an diesem Samstag, 15. Januar 2022. Die Sonne bringt es heute auf 8:16 Stunden, soll sich zwischen 8.19 und 16.39 Uhr allerdings häufig hinter Wolken verbergen. Was wiederum einen „Indoor-Ausflug“ nahelegen könnte. Zum Beispiel in eine der bedeutenden Bibliotheken der Region – wofür es auch noch einen speziellen Grund geben würde…

Man mag es kaum glauben, aber heute vor sage und schreibe vor 413 Jahren (1609) kam mit der „Aviso Relation oder Zeitung“ eine der ersten regelmäßig (wöchentlich) erscheinenden Zeitungen in Deutschland heraus. Und dies nicht irgendwo ganz weit weg, sondern vor unserer Haustür in Wolfenbüttel. Die „Aviso“ trug den schönen Untertitel „Was sich begeben vnd zugetragen hat / in Deutsch: vnd Welschland / Spannien / Niederlandt / Engellandt / Franckreich / Vngern / Osterreich / Schweden / Polen / vnnd in allen Provintzen / in Ost: vnnd West-Indien etc.“

Eine vollständig erhaltene Ausgabe des ersten Jahrgangs von 1609 befindet sich nicht, wie man vermuten sollte, in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, sondern in der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek in Hannover. Davon abgesehen sind natürlich beide Bibliotheken immer einen Besuch wert.

Ein ganz besonderes Datum war der 15. Januar auch für den Berliner Kabarettisten Wolfgang Neuss. Am 15. Januar 1958 erlebte einer meiner absoluten Lieblingsfilme seine Uraufführung: „Das Wirtshaus im Spessart“ mit Liselotte Pulver, in Szene gesetzt von Kurt Hoffmann nach dem Roman von Wilhelm Hauff 1. Und darin sang sich Wolfgang Neuss als Räuber Knoll mit „Ach, das könnte schön sein, ein Häuschen mit Garten“ in die Herzen der Zuschauer.


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Vier Jahre später (1962), wiederum an einem 15. Januar, avancierte Wolfgang Neuss dann zum bestgehassten Mann in Deutschland. In einer Zeitungsannonce verriet er den Namen des Mörders im Francis-Durbridge-Krimi-Mehrteiler „Das Halstuch“ 1. Ein Mega-Spoiler zwei Tage vor Ausstrahlung der sechsten und letzten Folge des Straßenfegers im Deutschen Fernsehen.


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Wimmelbilder und Entdeckungen

Buchhandlung Blog: Abschied von Wimmelbild-Erfinder Ali Mitgutsch

Wimmelbilder und (Wieder-)Entdeckungen

Mögen Sie Wimmelbilder ebenso wie ich? Dann brachte die Woche eine traurige Nachricht: Der „Wimmelbild-Erfinder“ Ali Mitgutsch ist am Montag im Alter von 86 Jahren verstorben. Ihm sei der Bücher-Heimat-Blog an diesem Freitag, 14. Januar, gewidmet, denn er hat mir durch meine frühen Vater-Phasen geholfen.

Mit Wimmelbüchern 1 verbinde ich Erinnerungen an frühe Sonntagmorgen, im Bett, die großen, bunten Bücher auf den angezogenen Knien, an und über mir liegend ein bis drei Kinder. Beim ältesten Sohn musste ich darauf achten, nicht zu routiniert „abzufragen“. Beim Bauernhof ließ ich zum Start stets nach dem Frosch fahnden – worauf Junior schon vor der Frage auf das Tier zeigte…  

Ein Buch, „das sich nie wirklich auserzählt“, nannte Mitgutsch seine Schöpfungen und kannte sich offenkundig mit Kindern aus. Er wusste, dass sie „ein selektives Sehen haben: Sie sehen immer das, was im Moment auf der Pfanne liegt„. Zum Glück gibt es viele weitere kreative Wimmelbild-Schöpfer, die auf Mitgutschs Spuren wandeln. Und man muss gar nicht in die Ferne schweifen, denn die einstige GZ-Redakteurin, Autorin, Illustratorin, Verlegerin und eben „Wimmelbildnerin“ Anke Reimann ist Bad Harzburg bis heute verbunden. Sie war für die KTW, aber auch für Firmen der Kurstadt tätig. Ein Abstecher auf ihre Website lohnt.

Summer of Love

Wie die Wimmelbilder mein Vatersein, so prägten Hippie-Bewegung, Flower-Power und der Summer of Love meinen Wechsel vom Kind zum Teen. Mit einer sechs Jahre älteren Schwester „gesegnet“, habe ich die Pop- und Rock-geprägte Ära gut mitbekommen. Mein Musikgeschmack ist dadurch bis heute beeinflusst. Als Auftakt des „Summer of Love“ gilt das „Human Be-In“ im Golden Gate Park in San Francisco, das heute vor 55 Jahren startete. Wer sein Wissen um die Zeit unterhaltsam auffrischen möchte, kann sich einem unterhaltsamen Lese-Lexikon zuwenden: „Flower Power, Rock, Revolte – ABC der Gegenkultur“1.

Faszination Schach

Das Spiel der Könige: Schach hat mich immer fasziniert. Leider bin ich über den Dilletanten-Status nie hinausgekommen. Das war bei Emanuel Lasker ganz zweifelsfrei anders. Er ist der bislang einzige deutsche Schachweltmeister. Heute vor 125 Jahren verteidigte er seinen Titel gegens einen österreichischen Vorgänger Wilhelm Steinitz.

Lasker war 27 Jahre lang Weltmeister, länger als jeder andere Spieler. Eine der beeindruckendsten literarischen Annäherungen an den Kampf auf den 64 Feldern ist für mich Stefan Zweigs „Schachnovelle“1. Das tiefe menschliche Drama zwischen „Ich Schwarz“ und „Ich Weiß“ fesselt wie wenige andere Erzählungen. Eine Wiederentdeckung ist für mich überfällig.

Ähnlich gepackt hat mich vor kurzem ein weiteres Schach-Thema: Die Mini-Serie des Streamingdienstes Netflix „Das Damengambit“ mit Anya Taylor-Joy als Elizabeth „Beth“ Harmon zog mich und dann auch die Familie absolut in den Bann. Nun wird es mir noch eine neue Erfahrung bescheren: In der Regel lese ich erst das Buch und sehe dann Verfilmungen. In diesem Fall will ich Walter Trevis‘ Werk „The Queen’s Gambit“ (Das Damengambit) 1 aus dem Jahr 1983 nach dem Filmerlebnis genießen.


Ein Tag für die Schwebedeckel

Buchhandlung Blog: Frisbee-Jubiläum und Disc-Golf in Altenau

Ein Tag für die „Schwebedeckel“

Willkommen an diesem Donnerstag, 13. Januar, der den Vorhersagen nach ebenso sonnig wie der Mittwoch werden soll. Wenn das stimmt, werden wir die Sonne 8:12 Stunden strahlen sehen. Sie macht sich um 8.20 Uhr an ihr Tagwerk und hat um 16.32 Uhr Feierabend.

Man sollte also raus in die Sonne. Vielleicht Frisbee spielen. Wobei ich erstaunt feststellte, dass die fliegenden Scheiben fast auf den Tag genauso alt sind wie ich. Während ich aber meinen Namen nie gewechselt habe, gingen die Frisbees vor 65 Jahren, am 13. Januar 1957, als „Pluto-Platten“ an den Start. Mit dem Buchtitel „Faszination Frisbee 1 hätte es da mau ausgesehen. gingen die Frisbees vor 65 Jahren, am 13. Januar 1957, als „Pluto-Platten“ an den Start. Mit dem Buchtitel „Faszination Frisbee hätte es da mau ausgesehen.

Unter dem Namen „Frisbee“ hoben die Scheiben des Unternehmens Wham-O erst zwei Jahre später ab. In Deutschland wurden sie laut Lexikon anfangs auch „Segelscheibe“ (West) und „Schwebedeckel“ (Ost) genannt. Wer sportlich mit besagtem „Schwebedeckel“ agieren will, ist in Altenau auf dem Disc-Golf-Platz (Foto oben) richtig.

Literarisch gesehen ist der 13. Januar offenkundig ein Tag für große Bühnenwerke. Vor 240 Jahren (1782) wurde Friedrichs Schillers „Die Räuber“ 1 am Nationaltheater Mannheim uraufgeführt. Die Handlung des Sturm-und-Drang-Dramas wurde in die Vergangenheit verlegt, um es zu entschärfen. Dennoch kam es zu einem handfesten Skandal, da Hauptdarsteller August Wilhelm Iffland als offene Kritik an der Feudalherrschaft in zeitgenössischer Kleidung auftrat. Die Lektüre der „Räuber“ lohnt zu allen Zeiten.

Gleiches gilt natürlich auch für Gerhart Hauptmanns Tragikomödie „Die Ratten“ 1. Das Werk des Literatur-Nobelpreisträgers (1912), nach dem in Bad Harzburg eine Schule benannt ist, wurde am 13. Januar 1911 am Berliner Lessingtheater uraufgeführt. Die Literaturkritik fierte „Die Ratten“ als den vielleicht „wichtigsten Beitrag Gerhart Hauptmanns zum modernen Welttheater“. Und wenn man diesen nicht auf der Bühne erleben kann, sollte man durchaus mal wieder das Buch in die Hand nehmen.

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Deutsche Lyrik mit Lauterbach

Buchhandlung Blog: Deutsche Lyrik und der Gesundheitsminister

Deutsche Lyrik mit Lauterbach

Willkommen an diesem Mittwoch, 12. Januar 2022. Mein erster guter Vorsatz ist dahin. Nein, es geht weder ums Abnehmen (was wichtig wäre), noch um Tabak (lange frei) oder Wein (irgendwas muss einem bleiben). Ich hatte mir vor dem ersten Bücher-Heimat-Blog geschworenen, das Thema Corona wegzuignorieren. Was mit dem Virus vielleicht geklappt hätte. Aber am neuen Gesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach kommt man einfach nicht vorbei.

Dass der gute Mann mit dem monotonen Singsang in der Stimme in jeder Nachrichtensendung und jedem „Corona-Spezial“ auftaucht, mag ja noch angehen. Jetzt aber schleicht er sich auf wundersamen Wegen über Google unerwartet in mein Leben. Oder hätte irgendjemand bei einer Recherche zu deutscher Lyrik mit dem Konterfei von Karl Lauterbach zwischen Rainer Maria Rilke, Johann Wolfgang von Goethe und Schillers Notizen zur „Ode an die Freude“ gerechnet?

Sehr viel mehr Freude verdanke ich Jack London und Agatha Christie. Der Amerikaner wurde heute vor 146 Jahren geboren, die britische Dame verstarb heute vor 46 Jahren.

In Jugendjahren bin ich (parallel zu meinen Abenteuern an der Seite von Karl Mays Winnetou) begeistert dem „Ruf der Wildnis“ gefolgt und spätestens mit dem ZDF-Weihnachtsvierteiler 1971 um den „Seewolf“ mit Raimund Harmstorf als Wolf Larsen hatte Jack London mich wieder gepackt. Wer seine Jugendlesewelt wiederentdecken will, dem sei der vierbändige Schuber „Romane und Erzählungen“ (Goldrausch in Alaska – Der Seewolf – Ruf der Wildnis – Wolfsblut) 1 empfohlen.

Jack Londons Leben selbst bot Romanstoff in Hülle und Fülle. Wer seinen Wegen nachspüren möchte, kommt an dem autobiographisch beeinflussten Roman „Martin Eden“ nicht vorbei. Empfehlenswert ist aber auch die klassische Biografie „Jack London – Abenteuer des Lebens“.1

Zu seinen Lebzeiten war London der erfolgreichste Autor der Welt – und kam dennoch bei weitem nicht an Agatha Christie heran. Dame Agatha Mary Clarissa Christie, Lady Mallowan, brachte es vor allem mit ihren Kriminalerzählungen zu einer verkauften Weltauflage von mehr als zwei Milliarden (!!!) Büchern. Nach Winnetou und dem Seewolf nahmen in meinem Leseleben Hercule Poirot und Miss Marple wichtige Rollen ein. Kaum etwas wurde zu ihren Lebzeiten über deren geistige Mutter bekannt. Erst ein Jahr nach ihrem Tod ließ Agatha Christie „Die Autobiographie“1 veröffentlichen.


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