Unverfügbarkeit


Hartmut Rosa:

Unverfügbarkeit

Gelegentlich lasse ich mich gerne anregen, um über grundlegende Fragen menschlichen Lebens nachzudenken. Der Soziologe Hartmut Rosa hat es mit seinem kleinen Buch „Unverfügbarkeit“ geschafft, mir solche Anregungen zu geben. Für ihn gehört es zum individuellen und gesellschaftlichen Leben, dass Wesentliches der Verfügbarkeit entzogen ist und um der Lebendigkeit willen auch bleiben muss. An Alltagserfahrungen wie dem Schneefall oder dem Fußballspiel zeigt er das auf: „Eine Welt, die vollständig gewusst, und beherrscht wäre, wäre eine tote Welt.“

In der europäischen Moderne aber sieht er ein Projekt, das den Versuch unternimmt, die gesamte Welt – Mensch und Natur – verfügbar zu machen, zu kontrollieren und nutzbar zu machen. Von der Geburt bis zum Tod soll alles planbar und beherrschbar werden. Das führt jedoch in seinen Augen gerade nicht zu einem besseren Leben, sondern zu neuen Bedrohungen und nicht beherrschbaren Situationen, wie an Naturkatastrophen als Folge menschlicher Eingriffe oder der Unbeherrschbarkeit der Atomkraft ablesbar ist.

Neben der begrifflichen Anstrengung , die das Buch zuweilen verlangt, gibt Rosa schöne Beispiele, wo uns die Unverfügbarkeit begegnen kann und die Faszination für verschiedene Dinge wichtig bleibt – im Hören von Musik, im Lesen eines Buches, im Blick in ein menschliches Antlitz – , sofern wir dafür offen bleiben.

Hartmut Rosa: Unverfügbarkeit, Suhrkamp Taschenbuch 2020, 130 Seiten, ISBN 978-3518471005, Preis: 10,00 Euro

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