Schon der Titel des Buches verrät nicht nur das Thema, sondern auch die Perspektive, aus der John Boyne die Geschichte erzählt.
Sam Wavers ist 13 Jahre alt, als sein älterer Bruder Jason der Familie eröffnet, dass er schon lange als Mädchen leben möchte – als Jessica. Aus Sams Perspektive erzählt der Autor die Folgen dieses Coming-Outs. Die Eltern wollen nichts davon wissen. Gemeinsam sucht die Familie einen Psychologen auf, der Jason hoffentlich „reparieren“ kann. Sam versteht seinen Bruder nicht und will einfach nur, dass alles wieder so wird wie früher.
Wie Sam diese Zerreißprobe der Familie erlebt, wie er verzweifelt versucht, seinen Bruder zurückzubekommen, erzählt Boyne auf seine einfühlsame und bewegende Art. Gleichzeitig verschärft er das „Problem“ für die Eltern noch. Ist doch die Mutter eine Ministerin mit Ambitionen auf ein noch höheres Amt.
Als Sam seinen Bruder zu verstehen versucht, mit ihm redet und auch streitet, beginnt die Erkenntnis in ihm zu reifen, die dem Buch den Titel gibt.
Vielleicht ist das Ende ein bisschen zu gut geraten, wie manche Kritiker meinen. Mir gefällt allerdings die Hoffnung, dass Familie mehr sein kann als Vater-Mutter-Kind, dass es möglich ist, über alle Sorgen und Unterschiedlichkeiten hinweg eine echte Gemeinschaft zu sein.
Im Fischer Kinder- und Jugendbuch Verlag erschienen ist dieses Buch für Jugendliche ab 12 empfohlen, aber auch für Erwachsene gut zu lesen. Mir jedenfalls hat es viel Freude gemacht!



