Sonntag, 14. Mai: Ein Staat entsteht

„Ein Traum ist Wirklichkeit geworden!“

Wir schreiben heute den 5. Ijjar 5784 – und der Abstecher in den jüdischen Kalender ist an diesem Sonntag, 14. Mai 2023, mit Bedacht gewählt. Heute vor 75 Jahren verkündete David Ben-Gurion die Errichtung des Staates Israel. Gerade auch für Deutsche ist dieser Tag damit kein Tag wie jeder andere.

In einem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung schreibt Dr. Peter Münch „Israel ist ein Staat im Umbau — und das schon seit seiner Gründung“. Der 75. Jahrestag der Staatsgründung in Israel werde „bei allem Stolz auf das Erreichte nun mit reichlich gemischten Gefühlen gefeiert. Doch anders könnte es auch gar nicht sein in diesem Land, das seine Kreativität aus Reibung und seine Kraft aus dem allumspannenden Trotzdem bezieht.“ Sätze, die mein Empfinden widerspiegeln.

Ebenso allerdings wie ein Spiegel-Essay von Meron Mendel, dessen Buch „Über Israel reden“ in den BÜCHER-HEIMAT-Lesetipps steht. Darin schreibt der Autor: „Die deutsche Debatte über Israel dient schon viel zu lange der moralischen Selbstvergewisserung. Die Bundesregierung sollte sich der Tatsache stellen, dass in Israels Regierung ein Rechtsextremist den Ton angibt.“ Tatsächlich jede Medaille hat zwei Seiten.

Die Staatsgründung Israels ist in Bad Harzburg historisch gesehen auch ein lokales Thema. Wie Markus Weber in seinem leider vergriffenen Buch „Jüdisches Leben in Bad Harzburg“ schreibt, fand die Ratssitzung der jüdischen Gemeinden in der britischen Zone 1948 in der Kurstadt statt:

„Die Ratssitzung am 24./25. Mai 1948 wurde auch von der nicht-jüdischen Presse aufmerksam verfolgt. Rudolf Augstein erinnerte sich anlässlich eines Spiegel-Interviews mit dem israelischen Staatspräsidenten Chaim Herzog 1985 an die „Feierlichkeiten in Bad Harzburg …, als die hohen Vertreter des Judentums in der britischen Besatzungszone der Wiedergeburt des jüdischen Staates gedachten.“ Ebenso fand die Sitzung international Beachtung. (…)

Im Mittelpunkt der Ratssitzung stand die Freude über die Proklamation Israels am 14. Mai 1948 und die damit verbundene Aussicht für die noch in Deutschland lebenden Juden, ohne die bisherigen Beschränkungen Großbritanniens nach Israel einreisen und dort Staatsbürger werden zu können. Das Jüdische Gemeindeblatt überschrieb den Bericht zur Sitzung mit einem Zitat aus der Rede des Vorsitzenden des Zentralkomitees, Josef Rosensaft: „Ein Traum ist Wirklichkeit geworden!“

In allen Reden wurde die Gründung des Staates Israel als historischer Moment in der jüdischen Geschichte gewürdigt. Dabei mischte sich in die Freude über die Staatsgründung Israels immer wieder die Sorge um dessen Existenz angesichts der in Israel und Palästina herrschenden gewalttätigen Auseinandersetzungen. (…)

Josef Rosensaft sah die Notwendigkeit, den neuen Staat in seinem Kampf gegen dessen Existenzbedrohung zu unterstützen, und forderte auch zum militärischen Einsatz auf: „In diesem Augenblick ist es Pflicht aller jüdischen Menschen, vor allem der Jungen, bereitzustehen für den Abruf zum Kampf!“

Besonders Norbert Wollheim als zweiter Vorsitzender des Zentralkomitees betonte in dem von ihm gehaltenen Hauptreferat, dass man mit allen Völkern der Welt in Frieden leben wolle. Doch wenn es sein müsse, würden die „Pioniere des Aufbaues in Israel zusammen mit den Widerstandskämpfern der Ghetti von Warschau und Byalistok, der Konzentrationsläger von Auschwitz, Maidanek und Buchenwald eine Einheit bilden“ und kämpfen, bis der Frieden gesichert und die Existenz Israels durch Tatsachen gesichert sei. Ziel sei es, ein „Volk wie alle anderen Völker“ mit einem eigenen Land zu sein.“

Bei den Buchempfehlungen zum Thema bedanke ich mich für die Tipps von Markus Weber, der einige der Bücher auch bereits in den BÜCHER-HEIMAT-Leseempfehlungen besprochen hat.

— Das will ich lesen! Alle Links im Text führen direkt zum Shop —



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.