Sonntag, 4. September: Der C-Wurst-Himmel

Currywurst und Dankbarkeitsgefühle

Eines meiner liebsten Leib-und-Magenthemen bringt dieser Sonntag, 4. September 2022, mit sich: Wir begehen heute den „Tag der Currywurst“. Und ich weiß auch schon, wie ich den begehen werde…

Die Berliner Imbissbuden-Besitzerin Herta Heuwer soll die Currywurst am 4. September 1949 erfunden haben. Zehn Jahre später ließ sich Heuwer ihre Soße als „Chillup“ unter der Patent Nummer 721319 registrieren. Dennoch wird die C-Wurst Berlin bisweilen streitig gemacht. Gern im Ruhrgebiet, aber auch in Hamburg, wo der Schriftsteller Uwe Timm in seinem Roman „Die Entdeckung der Currywurst“ die Gourmet-Sternstunde verortete.

Der Roman hat es immerhin bis zur Aufgabe in deutschen Abiturprüfungen gebracht. Folgerichtig gibt es dazu auch „Die Entdeckung der Currywurst von Uwe Timm. Königs Erläuterungen.“ Was ähnliche Dankbarkeitsgefühle wie die Erfindung der C-Wurst selbst weckt: Die Textanalysen von „Königs“ haben mich zu Schulzeiten mehr als einmal gerettet.

Wer es ganz genau wissen will, sollte vielleicht die Geschichte des Fast Food in Deutschland in  „Currywurst & Co.“ nachlesen. Wobei mir das viel zu wissenschaftlich ist. Andererseits gehöre ich auch nicht zu jenen, die alles als Currywurst akzeptieren, was einem kleingeschnitten unter rot-sämiger Flüssigkeit mit Piekser vorgesetzt wird. Ich präferiere die „Bratcurry“. Und letztlich entscheidet dann die Soße.

Mehr als 800 Millionen Currywürste werden pro Jahr in Deutschland verzehrt, 28 Mal in Folge bis 2020 war das Kult-Gericht das beliebteste Kantinenessen der Republik. Abgelöst wurde es durch Spaghetti Bolognese. Was mich glauben lässt, dass das Corona-Virus die Geschmacksknospen lahmlegt…

Apropos glauben: Offenkundig ein Plädoyer für eine Kirche näher am Menschen und deren Alltag liefert Franz Meurer mit „Glaube, Gott und Currywurst“. Und für TV-Koch Frank Rosin war die Pommesbude das Startbrett auf seinem Weg in die Sternerestaurants. So erzählt er zumindest in seiner Autobiografie „Ehrlich wie ’ne Currywurst“.

Aber zurück nach Berlin. Da erobert mittlerweile „Berlins Multi-Kulti-Currywurst“ den Markt. Und das Buch zum Trend verspricht 50 Rezepte und ländertypische Sättigungsbeilagen sowie Getränketipps. Was mir ebenso wenig helfen würde wie das Smartphone-Kochbuch „Checkliste: Currywurst“ (eBook), angepriesen als der „schnelle Weg zur selbstgemachten Currywurst“.

Dass ist wie mit den Urlaubsspezialitäten, die zuhause gar nicht schmecken. Zum Currywurst-Genuss braucht es Imbissbuden-Flair und den Geruch nach Fritteuse. Zum Glück findet man diese Konstellation in Deutschland überall. Selbst in Schleswig-Holstein, wo man vielleicht eher Fischbrötchen erwartet. Wer es nicht glaubt, der greife zum „Currywurstführer Schleswig-Holstein“ und gelange so zur „Wurst zwischen den Meeren“.

(*) Zum „Tag der Currywurst“ gehört selbstverständlich auch die passende Tischmusik: Hier geht’s zu Grönemeyers „Currywurst“

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Dienstag 26. Juli Licht und Schatten

Tofu heißt auf Esperanto Tofuo

Tofuo gustumas bongusta“ – mit einem Satz in die beiden große Themen an diesem Dienstag, 26. Juli 2022, eingeleitet. Mit der auf Esperanto getroffenen Aussage „Tofu schmeckt lecker“ stoße ich ganz sicher gleichermaßen auf Vorurteile wie auf Zustimmung.

Heute ist der „Welttag des Tofu“ (World Tofu Day), ins Leben gerufen 2014 von der kanadischen Tierschutzorganisation Society for the Protection of Animals (SPA). In Deutschland allerdings sollte mit gebremstem Schaum gefeiert werden, denn hier gibt es seit 2017 auch noch einen „Welttofutag“, initiiert vom „WeltTofuTag e.V.“ und auf den 25. August datiert.

So oder so, der Sojabohnenquark ist im Kommen, erfreut sich vor allem bei Vegetariern und Veganern großer Beliebtheit. Während die Carnivoren an deutschen Mittgastischen weiter dem Vorurteil „Schmeckt nach Gummi“ frönen. Dass dies beileibe nicht sein muss, will der ehemalige Koch-Olympiasieger Bruno Wüthrich mit „Tofu, Tempeh und Seitan“ unter Beweis stellen.

Solche „Tofu“-Rezeptbücher gibt es in Mengen. „Von der Vorspeise über den Hauptgang mit Salaten und Beilagen bis hin zum Dessert“, ohne Tofu scheint man kaum noch kochen zu können.  Da müssen Bücher wie „Alles Tofu, oder was?“ schon – warnend oder verheißend – darauf hinweisen: „(K)ein Koch-Roman“. Wobei die Klammern um das K Zweifel wecken. Klar ist dagegen, worum es bei „Tofu trifft Bratwurst“ geht. „Kämpferische Veganerin“ und „überzeugter Kampfgriller“ verlieben sich…

Auf den Durchbruch, wie ihn der Tofu geschafft hat, wartet die Sprache Esperanto heute noch. Heute vor 135 Jahren veröffentlichte der Augenarzt Ludwik Lejzer Zamenhof das „Unua Libro“ („Erstes Buch“). Sein Pseudonym Doktoro Esperanto („Doktor Hoffender“) wurde zum Namen der weltweit meistverbreiteten Plansprache. Wer erste Lernerfolge in der Sprache verbuchen möchte, greift zu „Esperanto – einfach, kompakt und übersichtlich“.

Tut man dies mit Erfolg, kann man beispielsweise die rund 300.000 Artikel lesen, die die Esperanto-Wikipedia aufweist. Was ihr Platz 36 unter den großen Wikis beschert, noch vor der bulgarischen oder dänischen Version. Und im Harz tritt Herzberg als „Esperanto-Stadt“ („La Esperanto-Urbo“)auf. Ein beliebtes Esperanto-Buch jedoch hat eine andere Stadt im Blick: Janoschs „La urbaj muzikistoj de Bremen“ („Die Bremer Stadtmusikanten“).

Nicht übersehen werden kann heute, dass der 26. Juli zwei weltberühmte Männer mit 99 Jahren Abstand in höchst missliche Lagen brachte. Im Jahr 1655 musste der Maler Rembrandt van Rijn seine Zahlungsunfähigkeit erklären.  Was in der Biografie „Rembrandt. Licht und Schatten“ unter die Schattenseiten fallen dürfte.

Und im Jahr 1755 landete Giacomo Casanova in den Bleikammern des Dogenpalasts in Venedig. Fünfzehn Monate später gelang ihm allerdings eine spektakuläre Flucht. So wurde aus ihm „Giacomo Casanova – Ein Venezianer in Europa“.

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