Zwei Frauen und ein weltberühmtes Wahrzeichen
Heute ist Dienstag, 23. August 2022. Und im Grunde ist es das Datum, an dem die Deutschen den Briten seit 135 Jahren Dank sagen sollten.
„Ins eigene Knie geschossen“ würde man heute im Rückblick wohl konstatieren. Um Großbritannien vor vermeintlich billiger und minderwertiger Importware zu schützen, wurde am 23. August 1887 der Merchandising Marks Act verabschiedet. Die Folge: Auf jedem importierten Produkt musste das Herkunftsland vermerkt sein. „Made in Germany“ war geboren.
In „Anmerkungen zu Made in Germany“ wird „Deutschlands Wirtschaftsgeschichte von der Industrialisierung bis heute“ betrachtet. Und dabei wird der Wandel des „Made in Germany“ vom Schandmal zum Gütesiegel ohne Frage eine gewichtige Rolle spielen. Nach einer internationalen Studie aus dem Jahr 2017 genießt „Made in Germany“ weiter sehr hohes Ansehen und liegt auf Platz 1 von 52 Ländern des Made-in-Country-Index.
Sie ist vergleichsweise klein, hübsch und in jeder Hinsicht märchenhaft: Am 23. August 1913 wurde im Kopenhagener Hafen die Kopie der Skulptur „Die Kleine Meerjungfrau“ des Bildhauers Edvard Eriksen aufgestellt. Ihr geistiger Vater aber ist der dänische Dichters Hans Christian Andersen, der ihr ein weltbekanntes Märchen widmete.
Ganz und gar nicht märchenhaft ist, dass die Skulptur mit unschöner Regelmäßigkeit von zerstörerischen Idioten heimgesucht wird. Der Meerjungfrau wurden der Kopf (24. April 1964), der rechte Arm (22. Juli 1984) und wieder der Kopf (6. Januar 1998) abgesägt. Und dann wurde die junge Dame vermutlich mit Hilfe von Sprengstoff am 11. September 2003 auch noch von ihrem Felsen gestürzt. Sie hat alles überstanden, wie auch der „Vis-à-Vis Reiseführer Kopenhagen“ zu berichten weiß.
Die Meerjungfrau besteht allerdings sozusagen aus zwei Frauen. Der Edvard Eriksen gestaltete den Kopf nach dem Vorbild der populären Primaballerina Ellen Price. Die aber lehnte es ab, dem Künstler als Aktmodell zu dienen. Seither hat die Meerjungfrau den Körper von Eriksens Ehefrau Eline. Das Ganze aber en miniature, denn mit einer Höhe von 125 cm gilt das Kunstwerk als eines der kleinsten Wahrzeichen der Welt.
Da musste etwas ganz Besonderes herauskommen: Ein großer Autor, Raymond Chandler mit „Der große Schlaf“ („The Big Sleep“) lieferte die Vorlage, das Drehbuch schrieb mit William Faulkner („Schall und Wahn“) ein späterer Literatur-Nobelpreisträger, Regie führte mit Howard Hawks ein Mann, der unzählige Filmklassiker schuf und mit einem Ehrenoscar für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Und vor der Kamera agierten – ganz frisch verheiratet – mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall zwei der größten Hollywood-Stars ihrer Zeit. Ergebnis am 23. August 1946: „Tote schlafen fest“, nach Meinung vieler Kritiker der „größte Kriminalfilm aller Zeiten“.
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