Quarks, Flops und eine Piloerection
Auch (oder gerade) weil ich die Erläuterungen kaum verstanden habe, begann dieser Mittwoch, 2. März 2022, für mich ausgesprochen lustig. Für das Amüsement sorgten einmal mehr skurrile Wissenschaftsnamen.
Auslöser war die Tatsache, dass heute vor 27 Jahren Physiker die Entdeckung des „Top-Quarks“ bekannt gaben. Ich will jetzt niemanden auf mein naturwissenschaftliches Niveau hinabziehen und weder verraten, woran ich dabei denke sowie von welcher Firma mein Lieblings-Milchprodukt stammt. Tatsächlich sind Quarks laut Lexikon „Bausteine der Materie im Standardmodell der Teilchenphysik“. Und das „Top-Quark ist das schwerste bekannte Elementarteilchen“. Vermutlich habe ich darüber mal in der von mir sehr geschätzten WDR-Sendung „Quarks (& Co.)“ gesehen. Aber wie schon meine Chemie-, Physik-, Mathe- und Bio-Lehrer ist auch Ranga Yogeshwar an der Aufgabe gescheitert, mir die Welt der Naturwissenschaften zu erschließen. Sonst könnte ich vermutlich erklären, was „Bottom-Quarks“ sind.
Top- und Bottom-Quark erinnern mich wiederum an die Spielarten eines meiner Lieblingsbegriffe aus der Welt der Computer. Ich liebe FLOPS. Also den Begriff, nicht die Flops, die ich in der Schule gern und oft ablieferte. In Versalien stehen die FLOPS für Gleitkommaoperationen pro Sekunde (Floating Point Operations Per Second) und sind ein Maß für die Leistungsfähigkeit von Computer-Prozessoren. Der erste frei programmierbare Rechner, die elektromechanische Zuse Z3 von Konrad Zuse aus dem Jahre 1941, schaffte knapp 2 Additionen pro Sekunde und damit 2 FLOPS. Dann waren Kilo-FLOPS das Maß der Dinge, später Mega-, Giga-, Terra-, Peta-, Exa-, Zetta- und Yotta-FLOPS. Letztere schaffen 1024 Gleitkommaoperationen pro Sekunde. Zum Vergleich: Ein guter Intel Core i7 Prozessor, wie er in meinem Rechner werkelt, bringt es auf durchschnittlich 265 Giga-FLOPS (109).
Bei solch Leistungsangaben wird schnell deutlich, warum IT-Spezialisten meist der Meinung sind, das Problem sitze 75 Zentimeter vor dem Computerbildschirm. Und auch dafür wurden schöne Begriffe kreiert. PICNIC ist zusammengesetzt aus Problem in Chair, not in Computer (Problem auf dem Stuhl, nicht im Computer). Und wem dabei auf besagtem Computerstuhl der Appetit auf PICNIC vergeht, der ist wohl ein PEBCAK. Was dasselbe meint: Problem exist beetween Chair and Keyboard (Problem besteht zwischen Stuhl und Tastatur).Da bekommt man doch glatt eine Piloerection – und das ist wahrlich nichts, was unreife Gedanken auslösen sollte. Es handelt sich schlicht um die wissenschaftliche Bezeichnung für die „Gänsehaut“, die einem dabei überlaufen kann. Wäre auch etwas für mein TV-Lieblingsquiz „Wer weiß denn sowas“ und das gleichnamige Quizspiel für’s traute Heim.
Zum Finale noch ein Beleg mehr dafür, dass früher keineswegs alles besser und die Menschen auch nicht klüger waren. Selbst in Weimar nicht, der Klassik-Hochburg der Dichter und Denker. Am 2. März 1808 fiel das Lustspiel „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist beim Publikum gnadenlos durch. Daran änderte auch nichts, dass Johann Wolfgang von Goethe höchstselbst für die Aufführung verantwortlich zeichnete. Der Erfolg blieb mäßig. Was sich später allerdings nachhaltig ändern sollte. Das Lustspiel um den Dorfrichter Adam gehört heute unbestritten zum Kanon der deutschen Literatur, war zumindest zu meiner Zeit noch allgegenwärtige Schullektüre und diente vielfach als Vorlage zu Opern, Hörspielen und Filmen…