Die Festtags-Frage aller Fragen
An diesem Freitag, 9. Dezember 2022, wird zumindest bei uns eine entscheidende Fest-Frage (vor-) geklärt: Was kommt über Weihnachten auf den Tisch? Wenigstens Heiligabend gibt es da für den nicht-veganen Teil der Familie keine Diskussion. Bockwürstchen mit Kartoffelsalat. Oder im prägnanteren Familiensprech: „Würstchen Salat“.
Meine gutbürgerlichen Festschaum-Standards geraten allerdings erkennbar immer weiter ins Hintertreffen. Selbst auf dem Buchmarkt dominieren bei der Suchanfrage „Weihnachten + Rezepte“ die Themen „vegan“ und „gesund“. Begriffe, ich bekenne es frei und ketzerisch, die für mich eher im krassen Widerspruch zu Schlemmer-Festtagen stehen.
Aber wenn man sich nun nicht mehr so richtig gegen den Trend stemmen kann, sind ein paar raffinierte Rezepte ja kein schlechter Ansatz. So verspricht „Das gesunde Weihnachtskochbuch“ sage und schreibe „50 natürliche und vegane Rezepte für Advent und Weihnachten (vegan, glutenfrei, ohne Industriezucker)“. Rezepte für Advent, Weihnachten und Silvester bietet auch „Veganes Fest“.
Mich persönlich zieht es eher zum „Zettelkalender – Christmas Dinner for One“.Avisiert werden dort zwar keine 50, aber immerhin „31 genussvolle Rezepte zum Schlemmen, Schlürfen und Genießen bis Silvester“ – manchmal kommt es eben nicht auf die Menge, sondern den Gehalt an. Wem selbst das nicht reicht, der sollte „das Kochbuch mit festlichen Rezepten, wahren Geschichten und wunderbaren Überraschungen“ durchblättern: „Erzähl mir von Weihnachten“.
Heute vor exakt 100 Jahren erlebte ein 22-minütiger Kurzfilm in München seine Uraufführung, der einfach nur hinreißend ist: „Der Firmling“ (ext. Link zu Youtube) von und mit Karl Valentin und Liesl Karlstadt. „Eine tolle Groteske zum Lachen und Nachdenken“ hatten die beiden Humoristen ihr Werk untertitelt und damit wahrlich nicht zu viel versprochen. Heute kaum noch vorstellbar, aber der Film war wegen „Verletzung religiösen Empfindens“ mehrfach für Jugendliche verboten.
Wer wie ich besonders die skurrilen Sprüche des Karl Valentin liebt, findet eine schöne Sammlung in dem Band „Mögen hätt‘ ich schon wollen“. Und eine weitere „Sammlung von Texten, Sprüchen und Stücken“ würde vom Titel her ohne Frage auch prima in die heutige Zeit passen: „Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es schon ist“.
Wenigstens ein literarischer Geburtstagsgruß muss sein. Heute vor 121 Jahren (1901) erblickte Ödön von Horváth das Licht der Welt. Sein bekanntestes Werk sind sicher die „Geschichten aus dem Wiener Wald“.
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