Mittwoch, 2. November: Späte Rehabilitationen

Ein Wurm kriecht in die Geschichte ein

Ein Wurm und lange lastende Vorwürfe sollen uns beim Blick in unser „bebüchertes Kalenderblatt“ an diesem Mittwoch, 2. November 2022, beschäftigen. Sowohl der Wurm wie auch die späten Rehabilitationen schrieben Weltgeschichte.

Am Morgen des 2. November 1988 ließ der Informatiker Robert Tappan Morris den ersten Computerwurm im Internet frei. Der 23-Jährige erlangte mit dem „Morris Worm“ zweifelhafte Berühmtheit.  Nur am Rand sei hier angemerkt, dass da wohl etwas mit der Erziehung schiefgegangen sein muss. Der Vater, Robert H. Morris, arbeitete in verantwortlicher Position für die National Security Agency (NSA)… Schutz und einen „übersichtlichen, praxisorientierten Leitfaden für jeden PC-Anwender“ verspricht heutzutage das Buch „Computerviren und ihre Vermeidung“.

In den historischen Kalenderblättern im Internet dominieren unter „Kultur“ die Opern-Uraufführungen. So viel Literatur wie an diesem 2. November ist eher selten. So wurden heute vor 91 Jahren (1931) die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Ödön von Horváth uraufgeführt.

Trotz massiver Kritik vor allem aus rechtsradikalen Kreisen war den „Geschichten“ großer Publikumserfolg beschieden. Was nicht zuletzt am Ensemble gelegen haben dürfte: Unter der Regie von Heinz Hilpert spielten Carola Neher, Peter Lorre, Hans Moser, Paul Hörbiger und Paul Dahlke.

Und zwei weitere große Bühnenwerke gingen an einem 2. November an den Start. Das Stück „Andorra“ von Max Frisch erlebte am Schauspielhaus Zürich heute vor 61 Jahren (1961) seine Uraufführung. Und für das später von Miloš Forman verfilmte Theaterstück „Amadeus“ von Peter Shaffer hob sich heute vor 43 Jahren (1979) in London der erste Vorhang.

Einen wichtigen Freispruch von der Anklage, mit D. H. Lawrence‘ Roman „Lady Chatterley’s Lover“ Obszönitäten veröffentlicht zu haben, erreichte der Verlag Penguin Books am 2. November 1960 in Großbritannien. Der Roman war zu diesem Zeitpunkt seit 32 Jahren auf dem Markt.

Was gar nichts ist gegen die zäh mahlenden Mühlen der katholischen Kirche: Die verurteilte Galileo Galilei wegen seines 1630 erschienenen „Dialog von Galileo Galilei über die zwei wichtigsten Weltsysteme, das ptolemäische und das kopernikanische“ (eBook, ital.) und brauchte schlappe 362 Jahre, ehe sie den großen Naturwissenschaftler am 2. November 1992 rehabilitierte. Nachzulesen in „Galilei und der erste Krieg der Sterne“, einer „lebendigen Biographie“ auch für Kinder ab 12 Jahren.

Geburtstagsgrüße wollen wir auch noch loswerden, sie gehen an Hera Lind, die heute einen runden Geburtstag feiert. Über das Alter von Damen soll man(n) ja schweigen, aber die Autorin gehört wie ich dem Jahrgang 1957 an. Mit dem Roman „Ein Mann für jede Tonart“ (eBook) traf sie 1989 offenkundig ebenso wie mit „Das Superweib“ den Nerv der Zeit, seither gehört sie mit mehr als zwölf Millionen verkauften Büchern zu den erfolgreichsten Autorinnen Deutschlands.

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Dienstag, 1. November: Weltvegantag

Nur Voldemort meuchelt Einhörner

Auf geht’s an diesem Dienstag, 1. November 2022, in den vorletzten Monat des Jahres. Da bin ich früher vor Nebel und Regen über finsterem Harzer Tann‘ immer in Urlaub geflüchtet. Nun muss ich zwar weiter mit Nebel und Regen rechnen, aber der Harzer Fichtenwald ist verschwunden. Man kann sich tatsächlich alles irgendwie schönreden.

Heute ist Allerheiligen und seit 1994 auch Weltvegantag. Der World Vegan Day geht auf die britische Künstlerin und Tierschützerin Louise Wallis zurück. So angesagt wie in Zeiten des immer offensichtlicher werdenden Klimawandels allerdings war das vegane Leben noch nie. Womit sich sozusagen der Kreis zum verschwundenen Harzer Fichtenwald schließt.

Veganes Leben ist absolut im Trend, allein mit Blick auf die (überwiegend Rezept-) Bücher weist der Online-Shop der BÜCHER-HEIMAT fast 1500 Fundstellen auf. Auffällig oft wird das zentrale Titelwort dabei mit Adjektiven verknüpft. Da ist eine Autorin „Zufällig vegan“, die nächste „Einfach glücklich vegan“ und wieder eine andere Autorin liebt es „Deftig vegan“. Zum glücklichen veganen Leben braucht es zudem offenkundig eher wenig: „Happy vegan mit 5 Zutaten“.

Auf den Weltvegantag fällt der Aktionstag eines Tieres, dem (außer Potter-Fiesling Voldemort)  ohnehin niemand niemals etwas Böses tun würde – zumal es sich um ein Fabelwesen handelt. Heute ist der Internationale Tag des Einhorns (International Unicorn Day).

Sucht man im Online-Shop der BÜCHER-HEIMAT nach Einhörnern, ertrinkt man zunächst einmal in Bonbonrosa und in den Farben des Regenbogens. Womit das Einhorn allerdings keineswegs als Kinderkram abgetan werden soll. Auch für Erwachsene gibt es reichlich Lektüre rund um die fabelhaften Tiere. Wobei sich einige Klassiker überwiegend auf das „Triggerwort“ im Titel beschränken.

Rainer Maria Rilke besingt „Die Dame mit dem Einhorn“  und Martin Walser hat „Das Einhorn“ ebenso im Blick wie gleich mehrere „imaginäre Wesen“ in dem Taschenbuch „Einhorn, Sphinx und Salamander“ unter die Lupe genommen werden. Im Harz wissen wir natürlich nur zu gut, dass Einhörner auch großen Naturwissenschaftlern manchmal gehörig den Kopf verdrehen können. Selbst einem „Universalgenie der frühen Neuzeit“ wie Gottfried Wilhelm Leibniz.

Im Jahre 1686 war Leibniz im Südharz unterwegs und besuchte die Einhorn-Höhle bei Scharzfeld (ext.). Dies zeugt zunächst einmal von seiner Intelligenz, denn die Höhle ist immer einen Besuch wert. Leibniz berichtete nach dem Trip über den Handel mit Einhorn-Artefakten und entwarf in seiner Schrift „Protagaea“ eine Fantasie-Rekonstruktion des vermeintlichen Einhorns, das Otto von Guericke gefunden haben wollte. Von diesen naturwissenschaftlichen Irrungen und Wirrungen profitiert die Schauhöhle bis heute, Leibniz‘ Einhorn hat als Werbesymbol überlebt.

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