Ngũgĩ wa Thiong’o:
Träume in Zeiten des Krieges: Eine Kindheit
Der kenianische Schriftsteller Ngũgĩ wa Thiong’o hat ein zutiefst menschliches Buch über seine Kindheit vom Ende der 1930er bis in die 50er Jahre geschrieben. Ich habe allerdings ein wenig gebraucht, um mich im Buch zu orientieren; der Zugang zu der fremden Welt fiel mir zu Beginn nicht leicht. Aber dann erschließt der Autor die Welt seiner Kindheit bis zum traditionellen Ritual des Übergangs zum Mannsein.
Lebendig wird das Leben als Sohn der dritten von vier Frauen seines Vaters ebenso wie die Zerstörung des dörflichen Lebens durch ungerechte koloniale Strukturen, die Unterstützung seiner Mutter für sein Streben nach Bildung und das Hin- und Hergerissensein zwischen traditioneller und moderner Lebensweise. Die Anerkennung, die der Autor als Kind von seinem Großvater bekam, weil er schon als Kind für ihn die Briefe lesen und schreiben konnte, drückt dieser mit einem schönen Bild aus: „Er hat meinen Gedanken Kleider gegeben.“ Eingestreut sind vor allem zu Beginn kleine Lektionen in kenianischer und britischer Kolonialgeschichte.
Die großen Träume von Gerechtigkeit, Leben ohne Angst vor der ständig präsenten Gewalt und Befreiung von weißer Vorherrschaft sind ebenso anschaulich geschildert wie der kleine, doch große Traum des Jungen, einmal mit der Eisenbahn zu fahren. Und es ist beeindruckend, wie trotz aller negativer Erfahrungen humane Werte das Buch prägen: „Ich glaube wie Mutter daran, dass Zorn und Hass das Herz zerfressen.“
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