Tobias Schlegl:
See. Not. Rettung.
Meine Tage an Bord der Sea-Eye 4
Tobias Schlegl hat ein bewegendes und sehr persönliches Buch über seinen freiwilligen Einsatz auf dem Seenotrettungsschiff Sea-Eye 4 geschrieben. Das Buch ist kein distanzierter Bericht, sondern Schlegl verarbeitet auch seine Erfahrungen. Denn: Wer die Lebensgeschichten der Geflüchteten hautnah miterlebt hat, der wird selbst verändert.
Tobias Schlegl war lange Fernsehmoderator, zunächst bei Viva, dann bei der Satiresendung Extra3 und für das Kulturmagazin aspekte. Diese Jobs gab er zum Teil auf, um eine Ausbildung zum Rettungssanitäter zu machen – und nun fuhr er auf der Sea-Eye 4 bei einem Einsatz mit, um seine Kenntnisse in den Dienst der Sache zu stellen. Wie in einer Reportage berichtet er gut lesbar er über seine eigenen Schwierigkeiten, sich auf die Situation an Bord einzustellen, über Vorbereitungen und Schwierigkeiten, über das internationale Team an Bord, über behördliche Schikanen im Hafen, den gefährlichen Wettlauf mit der libyschen Küstenwache und die dramatische Rettung Geflüchteter – im Mittelpunkt aber stehen die Geflüchteten selbst mit ihren Geschichten. Sie machen deutlich, dass niemand sich leichtfertig auf dem Mittelmeer in Lebensgefahr begibt. Sie alle haben brutale Erfahrungen in ihrem Leben gemacht.
Tobias Schlegl haben nach Bekanntwerden seines Einsatzes und Erscheinen des Buches heftige Anfeindungen und Hassbotschaften im Netz erreicht. Das Buch entlarvt diese Verleumdungen. Das Anliegen der Sea-Eye 4 und des Autors werden mehr als deutlich: „Seenotrettung ist humanistische Pflicht. Bei allen politischen Diskussionen um die Migration ist das doch das Mindeste, auf das sich alle einigen können sollten.“ So ist das Buch auch ein Appell an Gesellschaft und Politik dafür zu sorgen, dass niemand mehr im Mittelmeer ertrinken muss. Denn bisher ist das Mittelmeer „ein riesiger Friedhof“. Und das darf nicht so bleiben.