Alois Prinz:
Franz von Assisi
Eigentlich war ich nur auf der Suche nach einem Buch, das ich meinem Enkel im Vorfeld zu seiner Firmung schenken könnte. Dabei bin ich auf die neue Biografie über Franz von Assisi von Alois Prinz gestoßen, der zahlreiche Biografien verfasst hat – z.B. von Martin Luther King, Hermann Hesse über Simone de Beauvoir, Franz Kafka, Ulrike Meinhof bis hin zu Dietrich Bonhoeffer oder auch Jesus von Nazareth – für die er vielfach ausgezeichnet wurde. Gefunden habe ich ein Buch, das ich auch selbst gerne gelesen habe.
Alois Prinz hat einen ganz eigenen Zugang zu einem schon vielfach bearbeiteten Thema gefunden, der es spannend macht. Seine leitende Frage ist, ob Franz auch heute in Zeiten der ökologischen Krise trotz des Abstandes von 800 Jahren noch Orientierung geben kann? Und dafür hat er viele Belege und beleuchtet das Leben des Franz von Assisi von verschiedenen und immer wieder auch überraschenden Seiten.
Prinz erzählt gekonnt das Leben des reichen und verwöhnten Kaufmannssohnes, der gerne Krieger geworden wäre, und ordnet es nicht nur in den Kontext ein, sondern macht sich selbst zu Fuß auf den Weg von Assisi nach Rom. Die heutigen Begegnungen in Klöstern, Dörfern und Städten weiten den Blick.
Und immer wieder bezieht Alois Prinz Gedanken von Dichtern und Denkern ein, die helfen können, das Verhalten von Franz, das nicht nur damals schon vielen als naiv und verrückt erschien, zu verstehen. Dabei verabschiedet sich Prinz von allen verklärenden und frömmelnden Interpretationen des heiligen Franz.
Er zeigt ihn als einen Menschen, der die Beziehungen zu sich selbst, seinen Mitmenschen und Natur neu ordnen will und das konsequent umsetzt – bis hin zur Begegnung mit dem Sultan in Ägypten, und das mitten im Zeitalter der Kreuzzüge. So kann Franz für den Autoren als eine „Utopie vom guten Leben“ auch heute wirken.
Ich habe somit nicht nur ein gutes Buch für meinen Enkel gefunden, sondern es auch selbst mit Gewinn gelesen. Das empfohlene Alter von 12 bis 99 Jahre scheint mit indes zu niedrig angesetzt – mindestens 14 Jahre sollten die Leser*innen wohl sein – und aufgeschlossen für die anklingenden Themen.
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