Sonntag, 13. November: Die gebrochene Zunge

Nachsprechen, Verhaspeln und Kaputtlachen

Es ist der „Tag des Bloggens“, dieser Sonntag, 13. November 2020. Wobei das Bloggen eine hohe Konzentration erfordert, wenn man über den „Internationalen Tag der Zungenbrecher“ (International Tongue Twister Day) schreibt, der ebenfalls heute ansteht.

„Einer muss sich plagen, der Schreiber oder der Leser.“ Sagte der vorgestern im Alter von 97 Jahren verstorbene Journalist und Sprachkritiker Wolf Schneider. „Lies Schneider“, lautete eine Standardforderung, als ich vor etlichen Jahrzehnten beim Göttinger Tageblatt meine „Laufbahn“ startete.

„Lies Schneider“ kann aber auch ein Rat an jeden sein, dem Sprache nicht egal ist. So schrieb Schneider „Die Wahrheit über die Lüge“ und erläutert, warum wir den Irrtum brauchen und die Lüge lieben. Und „Speak German!“ ist zugleich Liebeserklärung an unsere Muttersprache wie auch Kampfansage gegen die Anglomanie.

Nach den oft eher flachen Wortwitzen am gestrigen „Tag der schlechten Wortspiele“ steht heute nicht allein „in Ulm, um Ulm und um Ulm herum“ die hohe Kunst der „Zungenbrecher“ im Fokus. Oft als witziges Partyspielchen genutzt, nutzen professionelle Sprecher und Redner die schnell zu sprechenden fiesen Sprachhürden als Konzentrations- und Artikulationsübung: „Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz.

Sehr beliebt sind die „superfrechen Zungenbrecher“ auch beim Nachwuchs. „Paul klaut blaue Prickelbrause“ empfiehlt der Duden für junge Leser*innen ab 5 Jahren zum „Nachsprechen, Verhaspeln und Kaputtlachen“. Ein Plädoyer für den kreativen Umgang mit Spaßgedichten auch im Schulunterricht ist das Buch „Zuckersüße Zungenbrecher“. Eine weitere Verhaspelsammlung hat es allein wegen des Titels in meine Auswahl geschafft: „Der Flugplatzspatz nahm auf dem Flugblatt Platz“.

Wer diesen Sonntag nun als Härtetest für die eigene Zunge nutzen will, kann zwischen noch weit mehr (Hör-)Büchern wählen. Eine kleines Zungenbrecher-Sortiment liefert auch Wikipedia. Sogar mit Audio-Dateien, die Hörbeispiele liefern. Wahlweise richtig und (witziger) mit Fehlern gesprochen. Die Palette reicht dabei von den großen Klassikern „Der Cottbuser Postkutschkutscher putzt den Cottbuser Postkutschkasten“ und „Die Katze tritt die Treppe krumm, krumm tritt die Katze die Treppe“ bis zu Sätzen, die mir neu sind und die ich jetzt im Selbstversuch teste: „Der fiese friesische Fliesenleger fliest mit fiesem friesischem Fliesenkleber“ und „Der kleine plappernde Kaplan klebt klappbare poppige Pappplakate an die klappernde Kapellwand“.

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