Wir brauchen mehr Apostroph’s…
Dieser Freitag, 9. September 2022, ist der „Internationale Tag des typografisch richtigen Apostrophs“. Wenn es doch nur ein typografisches Problem wäre. Wir werden von Apostroph’s geflutet…
„Das Häkchen, das den Ausfall eines Lautes oder einer Silbe kennzeichnet“ (Wörterbuch) taucht beständig auch da auf, wo es nichts zu suchen hat: „Mehr für’s Geld“ warb einst ein bekannter Discounter, der beim Apostroph die Sparsamkeit außer Acht lässt. Auch das „Dirndl“ bekommt gern mal ein Apostroph und wird zum „Dirnd’l“.
Die verrücktesten und witzigsten Schilder sammelt das eBook „Kaffee to go – auch zum Mitnehmen!“. Da werden „CD’s“ und „Set’s“ angeboten und selbst mehrere Autos kommen ohne das Strichlein „Auto’s“ oft scheinbar nicht voran. Vermutlich finden sich in der Sammlung auch die Leipziger Schützenfreunde, die mit ihrem Wappenspruch „Schießen lernen – Freunde treffen“ in keiner Sammlung über die Tücken deutscher Sprache fehlen.
Aber zurück zur Apostrophitis. Es gibt nämlich klare Regeln (was nicht heißt, dass ich es immer richtig mache…): Wenn das Pronomen „es“ zu „s“ verkürzt wird („Wie geht’s?“ oder „Mach’s gut“) können Apostrophe gesetzt werden, müssen aber nicht. Wird der unbestimmte Artikel „eine/ein“ zu „n“ verkürzt, kann ebenfalls ein Apostroph gesetzt werden („So ‘n Pech“). Werden Namen verwendet, die auf s, ss, ß, z, tz und x enden, im Genitiv verwendet, muss ebenfalls ein Apostroph gesetzt werden („Hans‘ Haus“). Erlaubt ist ein Apostroph zudem bei Auslassungen wie „Ku’Damm“.
Wer es ganz genau wissen will, greift zur Akademischen Schriftenreihe „Funktion des Apostrophs. Die Geschichte des Apostorophs, Apostrophsetzung in der Praxis“. Das ernste Thema deutsche Sprache aber ist Bastian Sick im Klassiker „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ sehr viel fröhlicher angegangen. Die Die Zwiebelfisch-Kolumnen aus Spiegel-Online sollen als „Wegweiser durch den Irrgarten der deutschen Sprache“ dienen. Wer alles gelesen hat, dem sollte auch nicht mehr bange sein vor „dem großen Test sein dritter Teil“ „Wie gut ist Ihr Deutsch? 3“.
Wir wollen die typografischen Aspekte rund um den Apostroph aber nicht unter den Teppich kehren. Unterschieden wird meist zwischen dem geraden Apostroph, der sich auf deutschen Tastaturen zwischen dem Ä und der Return-Taste befindet. Gern etwas abfällig als „Tippsen-Apostroph“ bezeichnet – und von mir, der Faulheit folgend, eindeutig präferiert. Der typografisch richtige Apostroph hat auf deutschen Tastaturen blöderweise keine eigene Taste, wer korrekt sein will, tippt alt+0146 (Windows) oder alt+shift+# (Mac).
So, genug Deutschstunde für heute. Wer jetzt Entspannung sucht, kann sich in die Welt der Zahlen flüchten. Heute ist nämlich auch der „Internationale Sudoku-Tag“. Und Bücher zum Kopfzerbrechen gibt es in Hülle und Fülle, vom „Sudoku für Anfänger“ bis zum „Killer-Sudoku 12 – schwierig bis extrem“.
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