Mittwoch 6. Juli Ein Tag zum Küssen

Heute schon geküsst?

Sie dürfen sich jetzt küssen.“, Keine Sorge, ich bin an diesem Mittwoch, 6. Juli 2022, nicht unter die Standesbeamten gegangen und wer wen küsst, geht mich auch nichts an. Aber heute ist der Internationale Tag des Küssens.

„Na und?“, mag jetzt mancher denken. Schließlich sang “Sam” schon im Film „Casablanca“ die berühmte Zeile: „A kiss is just a kiss”. Aber von wegen. In Bussi-Bussi-Gesellschaften mag man so achtlos mit der Küsserei umgehen, ansonsten aber ist die Liebkosung mit den Lippen etwas sehr Intimes und hat bekanntermaßen auch viel Märchenhaftes.

Frösche werden zu Prinzen, Dauerschläferin Dornröschen wird süß geweckt und Schneewittchen mit einem Kuss sogar ins Leben zurückgeholt. Wir lassen das mal ungeprüft so stehen. Wissenschaftlich erforscht wurde derweil, dass zwei Drittel der Küsser bei der Tat den Kopf nach rechts neigen.

Mathematisch gesehen sollen wir in 70 Lebensjahren mehr als 76 Tage mit Küssen verbringen. „Sieben Küsse“ wäre also deutlich unter dem Schnitt. Aber in dem Buch geht es auch mehr um literarische Küsse, beispielsweise in Werken von Keller, Kleist, Tschechow, Woolf und Fitzgerald.

 Derweil dürfte es sich beim Buchtitel „Ich küsse Dich Millionen Mal“ um eine maßlose Übertreibung handeln. Das Werk aber handelt von berühmten Liebesbriefen, da darf man(n) schon mal richtig tief in den kitschigen Schmalztopf greifen. Wobei die laut Verlagswerbung „schönsten Liebesbriefe der Weltliteratur“ deutlich maßvoller sind: „Ich küsse Euch tausendmal“.

Wer sich „Ketchup, Kult und Kino-Küsse“ zulegen will, sollte die folgenden Zeilen genau lesen, denn es geht um ein „Film-Quiz für die Wanne“ aus der Reihe (wasserresistenter) „Badebücher für Erwachsene“.  In Hollywood galt von 1930 bis 1967 der „Hays Code“, gern auch „Kuss-Gesetz“ genannt.

Erregende Umarmungen und Posen gingen gar nicht. Und „extrem sinnliche Küsse“ auf der Leinwand waren ein absolutes No-Go. Die maximale Kussdauer war auf 3 Sekunden beschränkt. Sofern die Darsteller in der Senkrechten waren, also standen. In horizontaler Lage (liegend) waren Küsse gar ein Tabu.

Wenn es die Handlung des Films schon verlangte, dass ein Filmpaar gemeinsam auf einem Bett lag, dann war dies nur erlaubt, wenn mindestens einer der Darsteller einen Fuß auf dem Boden behielt. Was manch merkwürdig anmutende Verrenkung erklärt.

So richtig hat der später von der Freiwilligen Selbstkontrolle abgelöste „Hays Code“ aber offenkundig nicht durchgegriffen. Immerhin stammt der laut einer Gallup-Umfrage erotischste Filmkuss aus der Zeit des „Kuss-Gesetzes“:  Den ersten Platz sicherten sich Clark Gable und Vivien Leigh in „Vom Winde verweht“.

Da können wir in Deutschland nicht so viel dagegenhalten. Eine der berühmtesten Knutschereien gerade in Niedersachsen hat ihren Platz eher im Heimatkunde-Unterricht: „Von Werra sich und Fulda küssen…“.

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Donnerstag 30. Juni Die Schaltsekunde

Wem die Sekunde schlägt

Dieser Donnerstag, 30. Juni 2022, ist der 181 Tag des Jahres und bei Bedarf wird am letzten Juni-Tag eine Schaltsekunde eingefügt. Heute aber nicht, wir ticken noch richtig.

Wer jetzt meint, ich brächte da etwas mit Schalttagen durcheinander, irrt. Allerdings muss ich einräumen, dass ich von der Schaltsekunde heute bei den Recherchen zu unserem „bebücherten Kalenderblatt“ zum ersten Mal gehört habe. Es geht darum, dass die Erde sich minimal langsamer dreht, als sie per Definition sollte. So dauert ein Tag um Sekundenbruchteile länger als die 86.400 „Norm“-Sekunden.

Was harmlos klingt, aber man sollte die Sekunde nicht zu gering achten. Beispielsweise zeigt die Reihe „…in 30 Sekunden“, dass in wenig Zeit viel Wissen konsumiert werden kann. So bringt uns „Das Gehirn in 30 Sekunden“ laut Klappentext „die erstaunlichsten Theorien der Neurowissenschaften in 30 Sekunden“ näher. Und wenn da eine Sekunde fehlt…

Zurück zu den Schaltsekunden. Irgendwann hinken wir auf der trödelnden Erde eine satte Sekunde hinterher. Was natürlich gar nicht geht. Deshalb wird in manchen Jahren am 30. Juni eine Schaltsekunde in die koordinierte Weltzeit (UTC) eingefügt, um sie mit der auf der Erdrotation basierenden Weltzeit (UT1) möglichst synchron zu halten.

Genau dies geschah genau heute vor 50 Jahren (1972) zum ersten Mal: Eine Schaltsekunde wurde ans Tagesende angefügt, um die offizielle Zeit mit der mittleren Sonnenzeit zu synchronisieren. Und wer mehr darüber wissen will, liest „Die Erfindung der Zeit – Die Geschichte der Zeitmessung von der Antike bis heute“. Oder man nimmt es fatalistisch und greift gleich zu Hemingways „Wem die Stunde schlägt“.

Kein Weg vorbei führt für ein „bebücherten Kalenderblatt“ am 30. Juni 1936: An diesem Tag veröffentliche Margaret Mitchell ihren Roman „Vom Winde verweht“ (Gone With the Wind) um Scarlett O’Hara und Rhett Butler. Es wurde ein unfassbarer Welterfolg und zieht die Menschen bis heute in den Bann.

Bis heute wurden weltweit mehr als 30 Millionen Exemplare des Buches verkauft. Und die von David O. Selznick produzierte Verfilmung mit Clark Gable, Vivien Leigh (DVD), die drei Jahre später in die US-amerikanischen Kinos kam, wurde zu einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Margaret Mitchell wurde für „Vom Winde verweht“ 1937 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.

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