Till Eulenspiegel ist einer von uns
Diesen Dienstag, 27. September 2022, müssten wir im Harz eigentlich besonders begehen, denn es geht um eine wirtschaftliche Grundlage der Region. Es ist „Welttourismustag“ (World Tourism Day).
Der Welttourismustag soll, so die Welttourismusorganisation (UNWTO), die „Bedeutung des Tourismus für die internationale Gemeinschaft sowie seine Auswirkungen auf soziale, kulturelle, politische und wirtschaftliche Werte weltweit“ aufzeigen. Wer sich da einlesen will, kann zu einem Standardwerk greifen: „Tourismus, Hotellerie und Gastronomie von A bis Z“.
Touristen werden eher selten in die ägyptische Hafenstadt Rosetta im Nildelta kommen, dazu ist die Zugkraft des nahegelegenen Alexandrias vermutlich zu groß. Obwohl im Hafenstädtchen 1799 „Der Stein von Rosetta“ gefunden wurde, der weltberühmt wurde. In drei Schriftblöcken (Hieroglyphen, Demotisch, Altgriechisch) ist ein sinngemäß gleichlautender Text eingemeißelt, der 196 v. Chr. den König Ptolemaios V. rühmt. Heute vor 200 Jahren (1822) konnte Jean-François Champollion verkünden, dass er mit Hilfe des Steins von Rosetta das Geheimnis der Hieroglyphen, gelüftet habe.
Schelmischer geht es zwischen Harz und Heide zu. Festzumachen ist dies unter anderem an dem heute vor 116 Jahren (1906) eingeweihten Eulenspiegel-Brunnen am Bäckerklint 11 in Braunschweig. Und dass der Narr einer von uns ist, dürfte auch in dem Buch „Till Eulenspiegel – Ein kurzweiliges Buch von Till Eulenspiegel aus dem Lande Braunschweig“ von Bedeutung sein.
Bei einem Bäcker soll Till Eulenspiegel statt Brot Eulen und Meerkatzen gebacken haben. Bis heute sind in einigen Braunschweiger Bäckereien „Eulen und Meerkatzen“ in Gebäckform zu bekommen. Im Gedenken an den Narren und seine Braunschweiger Streiche stiftete der jüdische Bankier Bernhard Meyersfeld den Brunnen im Jahre 1905.
Ein faszinierendes literarisches Projekt startete die Schriftstellerin Christa Wolf am 27. September 1960 in der DDR. Sie folgte einem Aufruf der Moskauer Zeitung „Iswestija“, einen Tag quasi live zu beschreiben. Die Idee ging zurück auf eine vergleichbare Aktion „Ein Tag der Welt“ von Maxim Gorki im Jahre 1936.
Christa Wolf aber ließ die Idee nicht mehr los. Sie beschrieb in der Folge jeden 27. September bis zum Jahre 2000 und veröffentlichte drei Jahre später das Buch „Ein Tag im Jahr“, das so zum Zeitzeugnis der deutsch-deutschen Geschichte wurde. Und die Autorin setzte die sehr spezielle Tagebuchform bis zu ihrem Tod fort. 2013 wurde aus dem Nachlass „Ein Tag im Jahr im neuen Jahrhundert“ veröffentlicht.
Heute vor 24 Jahren (1998) war im gewissen Sinn außerdem auch noch die mediale Geburtsstunde eines heute allgegenwärtig erscheinenden Wissenschaftlers: Die BR-alpha-Sendung „alpha-Centauri“ wurde erstmals ausgestrahlt, in der der Astrophysiker Harald Lesch Fragen aus der Physik locker und für Laien verständlich beantwortet. Den Rahmen hat er im Fernseh-Dauereinsatz und als Buchautor weit gesprengt: Die Abfrage „Harald Lesch“ im Online-Shop der BÜCHER-HEIMAT fördert ein paar Dutzend Fundstellen zutage.
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