Tempolimit und Ökodiktatur
So richtig Winter ist es an diesem Dienstag, 15. Februar, ja nicht einmal im Harz. Und geht man nach alten Bauernregeln, so wird es bis zum Frühjahr auch nicht mehr lange dauern. Wobei man sich natürlich streiten kann, ob es gestern eher kühl oder eher mild war. Als bekennende Frostbeule war es mir entschieden zu kalt und so weckt diese Regel Hoffnungen: „Kalter Valentin, früher Lenzbeginn“.
Auf Frühlingsgefühle setzt offenkundig auch ein deutscher Buchverlag, der heute vor 88 Jahren (1934) in Dresden gegründet wurde: Der Heyne Verlag, der heute Teil der Penguin Random House Verlagsgruppe ist, animiert auf seiner Website dazu, dem Harzer Winterwetter zumindest im Lesesessel zu entfliehen. Großformatig preist der Heyne-Verlag die „Mallorca-Saga“ von Carmen Bellmonte an. Und wahrscheinlich reicht der Name der Lieblingsinsel der Deutschen, um die „bewegende Geschichte der Familie Delgado im Wandel der Zeiten“ zu einem Bestseller zu machen.
Der Heyne Verlag ist heute allerdings nicht das einzige prominente Geburtstagskind in der Medienwelt. Eine weitere und 71 Jahre jüngere Neugründung, die noch dazu sehr viel mehr Menschen erreicht, wurde am 15. Februar 2005 aus der Taufe gehoben: Youtube.
Es waren die ehemaligen PayPal-Mitarbeiter Chad Hurley, Steve Chen und Jawed Karim die das Internet-Videoportal im Februar gründeten und damit ein Unternehmen schufen, das beispielsweise 2019 einen Jahresumsatz von 15 Milliarden Dollar verbuchte. „Broadcast yourself“ lautete in den Anfangsjahren der Werbeslogan mit Blick darauf, dass Youtube der Fernsehersatz für mehr als eine Generation werden sollte. Bis das erste Video hochgeladen wurde, dauert es allerdings noch zwei Monate. Am 23. April 2005 ließ Jawed Karim die Welt an einem Zoobesuch teilhaben. Ziemlich unbeholfen, wenig aufregend und ganze 18 Sekunden dauerte die Initialzündung für eine mediale Zeitenwende. Für alel, die es einmal selbst ausprobieren wollen: „YouTube-Videos selber machen für Dummies Junior„.
Eine Neuerung, auf die viele Autofahrer nur zu gern verzichtet hätten, ging am 16. Februar 1959 zwischen Düsseldorf und Ratingen an den Start. Erstmals wurde in Deutschland an diesem Tag ein mobiles Radargerät zur Geschwindigkeitskontrolle genutzt. Tempolimits und freie Fahrt für freie Bürger gingen in Deutschland noch nie zusammen. Was die beständig wiederkehrenden, ebenso hitzigen wie aberwitzigen Debatten um ein Tempolimit auf Autobahnen beweisen.
„Sobald es um Maßnahmen geht, die Einschränkungen bedeuten, ist die Empörung groß: Tempolimit? Der sichere Weg in die Ökodiktatur! Veggie-Day? Das war’s mit dem Nackensteak! Dabei waren Verbot und Verzicht lange bewährte Instrumente, um Ressourcen zu schonen oder ökologische Krisen zu bewältigen. Man denke nur an das FCKW-Verbot.“ So kündigt die Edition Suhrkamp Philipp Lepenies Untersuchung der Ursprünge einer „eingeübten Fundamentalopposition“ an. Titel: „Verbot und Verzicht – Politik aus dem Geiste des Unterlassens“.