Philipp Schott:
The Willow Wren
(Der Zaunkönig)
Eine kanadische Freundin hat mir dieses Buch empfohlen, da es in Teilen am Harzrand spielt. Und tatsächlich endet die Geschichte 1949 in Vienenburg. Mehr soll an dieser Stelle aber nicht verraten werden.
Erzählt wird sie (in englischer Sprache) von Philipp Schott, der – 1965 in Deutschland geboren – bereits ein Jahr später mit seinen Eltern nach Saskatoon, Kanada ausgewandert ist
Basierend auf den Erlebnissen seines Vaters hat er einen Roman geschrieben, der trotz einer gerade für uns Deutsche nicht unbekannten Thematik, mir wundervolle Leseeindrücke und auch neue Erkenntnisse verschafft hat. Dies liegt vor allem an der Erzählperspektive, die die eines heranwachsenden Kindes und Jugendlichen ist.
Die Handlung beginnt kurz vor Ausbruch des 2. Weltkriegs und spielt überwiegend in Leipzig und Colditz.
Ludwig Schott, 1934 geboren, beobachtet, beschreibt und erzählt von den Dingen, die er in den Kriegs- und Nachkriegsjahren erlebt und erfährt, und versucht diese mit seinem kindlichen Wissen für sich verständlich zu machen. Dementsprechend ergibt sich daraus ein ganz eigener Blick auf die Geschehnisse.
Ludwig ist trotz seiner vielen Geschwister ein Einzelgänger, der hoch intelligent ist, viel liest, aber vor allem die Natur liebt. Der Wald wird so oft wie möglich sein Rückzugsort, denn dort kann er dem Gesang der Vögel lauschen, wobei er den Zaunkönig besonders liebt. Wie alle Kinder seiner Generation wird er durch die Ereignisse des Krieges geprägt und muss schneller erwachsen werden, als er sollte. Da seine Mutter mit seinen vier jüngeren Geschwistern zunehmend überfordert ist, muss er immer mehr Verantwortung übernehmen.
Am Beispiel der Geschichte der Familie Schott wird noch einmal deutlich, wie stark das alltägliche Leben der Menschen während und nach dem 2. Weltkrieg von Entbehrungen und dem Kampf ums Überleben geprägt war.
Das Buch endet mit einem Epilog, in dem Philipp Schott viele Fragen beantwortet, die sich mir während des Lesens gestellt haben. Seine Anmerkungen sind äußerst aufschlussreich, zeigen aber auch wie eng der Roman mit der Geschichte seiner Familie verknüpft ist.
Da mich dieser Roman so sehr begeistert hat, habe ich Philipp Schott geschrieben und ihm noch weitere Fragen gestellt. Er hat mir diese nicht nur umgehend beantwortet, sondern sich auch sichtlich gefreut, dass der Roman in Bad Harzburg, das er kennt, gelesen wurde.
Leider ist der deutsche Agent seines Verlages der Meinung, dass sich eine Übersetzung ins Deutsche nicht verkaufen würde. Da bin ich definitiv anderer Meinung.
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