Freitag 24. Juni Das Johanni-Dilemma

Das Johanni-Dilemma

Heute haben wir Freitag, 24. Juni 2022 – und sind damit „an Johanni“ angekommen. Der Johannistag ist das Hochfest der Geburt Johannes’ des Täufers. Und da der Tag in enger Verbindung zur Sommersonnenwende steht, beziehen sich etliche Traditionen auf diesen längsten Tag des Jahres.

Folgerichtig sprechen einige Lexika auch von der „christlichen Variante des Mittsommerfestes“. Wofür auch das Johannisfeuer steht. Während manch Roman zwar mit dem Titel „Johannistag“ daherkommt, tatsächlich aber „nur“ ein spannendes Intrigenspiel enthält.

Derweil gilt Johanni eigentlich seit altersher als besonders günstige Zeit für das Sammeln von Kräutern. Und es ist ein wichtiger Lostag in den Bauernkalendern.

Unter den Bauernregeln zu Johanni stimmen mich manche hoffnungsfroh, während andere mich Jahr für Jahr in kulinarische Depressionen stürzen: „Stich den Spargel nie mehr nach Johanni“ mag ja richtig sein. Aber nur dann, wenn man eine Regel befolgt, die unsinnigerweise erst jetzt im Bauernkalender auftaucht: „Bis Johanni nicht vergessen: sieben Wochen Spargel essen“. Na gut, daran habe ich mich auch so gehalten. Und bis in den Mai 2023 mache ich mir selbstquälerisch den Mund wässrig mit Spargelrezepten.

Die Johanni-Regeln bieten aber weiteren Stoff für Gewissenskonflikte. Ich mag sonnige Tage, weiß aber, dass Feld und Wald (und Garten) Regen brauchen. So gesehen sollte es heute regnen, denn „Regnet’s am Johannistag, so regnet es noch vierzehn Tag“.

Allerdings liebe ich Nüsse. Und da weiß der Bauernkalender: „Sankt Johannis Regengüsse verderben die besten Nüsse“.  Dabei könnten Nüsse über „80 vegane Rezepte zum Kochen und Backen mit Nüssen“ den Speiseplan meiner gemischtkonfessionellen Ehe (Veganerin/Carnivore) kitten. Und wiederum andererseits wird vorhergesagt: „Wenn es am Johannistag regnet, dann regnet es Pilze“. Und Pilze liebe meine Frau und ich auch gleichermaßen. Ein echtes Johanni-Dilemma.

Heute vor 70 Jahren erschien die erste Ausgabe der BILD-Zeitung mit einer Gesamtauflage von 250.000 Exemplaren. Muss das gefeiert werden? Wenn ja, dann „Ohne Rücksicht auf Verluste“ und mit dem gleichnamigen Buch das analysiert, „wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet“.

In jedem Fall gilt es (mal wieder posthum) einen Geburtstag wirklich zu feiern – obwohl mir der Jubilar, der heute 180 Jahre alt geworden wäre, mehr als einmal Angst gemacht hat. Ambrose Bierce, US-Schriftsteller, Journalist und Lebenskünstler, ist mit seinen häufig zynischen und vor schwarzem Humor triefenden Erzählungen neben Edgar Allan Poe der Meister der unheimlichen Kurzgeschichte. Wer sich davon überzeugen will, der greife zu den „Horrorgeschichten“ – und beschwere sich nicht bei mir, wenn er oder sie danach keinen Schlaf findet…

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