Die Kunst des Strandkorb-Sitzens
Ein wenig komme ich an diesem Mittwoch, 15. Juni 2022, ins Schwitzen, wenn ich auf die Wettervorhersage fürs Wochenende schaue und Werte an die 30 Grad entdecke. Da kommt das Strandkorb-Jubiläum genau richtig.
Heute ist es 140 Jahre her (1882), da stellte ein gewisser Wilhelm Bartelmann in Warnemünde für eine von Rheuma geplagte Kundin den weltweit ersten Strandkorb her. Von Patenten und industrieller Produktion hielt der Hof-Korbmacher am Großherzoglich mecklenburg-schwerinschen Hof nichts, so machten später andere das Geld mit seiner Idee.
Für alle, die mehr wissen wollen, empfiehlt sich wohl das „Das Buch vom Strandkorb“. Es beginnt mit der Gebrauchsanweisung „Strandkorb für Anfänger„, denn wie ich selbst erfahren musste, ist das entspannte Strandkorb-Sitzen eine Kunst.
Hat man den Dreh raus, kann man auch „Vom Strandkorb aus betrachtet“ die „Naturphänomene am Lebensraum Meer“ entdecken. Beide Bücher wären sinnvollerweise im Strandkorb zu lesen. Wobei der ja nicht zwingend am Strand stehen muss, bei uns im Garten schlägt auch ein von meiner Frau bevölkertes Exemplar Wurzeln und zwingt mich zu Rasenmäher-Slalom.
Weniger Grund zum Feiern bescherte uns der 15. Juni 1954, als in Basel der Europäische Fußballverband UEFA gegründet wurde. Wenn überhaupt würde ich über das Agieren der Funktionärs-Kaste nur eine Bachelorarbeit lesen wollen. „Financial Fairplay“ ist eine der vielen Idee der UEFA, die sich mir nicht erschließen. Schon gar nicht, wenn in Milliardenhöhe verschuldete Klub Mondsummen für Fußballstars bieten…
Einen für mich herausragenden Feiergrund bescherte der 15. Juni 1937, weil da der von mir verehrte Journalist, Kabarettist, Schauspieler und Entertainer Herbert Feuerstein sein Erdenlaufbahn startete. Als Chefredakteur des deutschen „Mad“-Magazins schuf er einen Hort enthemmter Albernheit und etablierte „stöhn“, „lechz“, „würg“ und „hechel“ selbst im deutschen Intellektuellen-Sprech. Später brillierte er an der Seite von Harald Schmidt in den Fernsehsendungen „Pssst…“ und „Schmidteinander“.
Sogar für seinen Tod, der ihn 2020 ereilte, hatte er mit einem selbstgeschriebenen Nachruf bestens vorgesorgt: „Ich will nicht lang drum rum reden, ich bin jetzt tot, und Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, werden das eines Tages auch sein“. Bis dieser Fall eintritt, werde ich bestimmt noch einmal die DVD „Wir feiern Herbert Feuerstein – Ein Leben mit Mozart und Lechz, Hechel, Würg“ genießen. 528 Minuten herrlich alberner Anarchismus vom Allerfeinsten.
Übrigens: Heute lohnt sich ein Blick aufs Wetter, wir haben St. Veit (Vitus) und da prophezeit der Bauernkalender: „Nach St. Veit, da ändert sich die Zeit; / dann fängt das Laub zu stehen an, / dann haben die Vögel das Legen getan.“ Und „wenn es an Vitus regnet, dann regnet es Pilze“. Für deren Fans empfiehlt sich „Das Kosmos Handbuch Pilze“. Und für alle, die keine Waldläufer-Karriere anstreben: „Pilze selbst anbauen“.
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