Der Lotse und das Kuckucksnest

Oscar Big Five

Der Lotse und das Kuckucksnest

Vier Mal werden wir noch wach – dann ist zwar noch nicht Weihnachten, da wir heute ja erst Dienstag, 28. März, haben, aber am Samstag, 2. April, startet die BÜCHER-HEIMAT.

Weniger ein Start als vielmehr ein nicht ganz freiwilliger Abgang bescherte uns am 28. März 1890 eine der berühmtesten Karikaturen der Welt: „Der Lotse geht von Bord“. Oder wie es im Original der englischen Satirezeitschrift „Punch“ hieß: „Dropping the Pilot“. Die Zeichnung stammt aus der Feder von John Tenniel, sie stand neben einem gleichnamigen Gedicht von Edwin James Milliken und beide nehmen den von Kaiser Wilhelm II. forcierten Rücktritt Otto von Bismarcks als Reichskanzler gekonnt aufs Korn.

Für die Welt der Karikaturen war „Der Lotse geht von Bord“ nahezu eine Art Urknall. Bis heute gilt die Zeichnung nicht allein als bekannteste Karikatur Tenniels und des Punchs, sondern als eine der weltweit berühmtesten Karikaturen überhaupt. Sie avancierte zur Vorlage für viele weitere Karikaturen, die sich an dem Stil Tenniels orientierten. Die Redewendungen „Dropping the Pilot“ in England und „Der Lotse geht von Bord“ im deutschsprachigen Raum sind zu geflügelten Worten der englischen und der deutschen Sprache geworden. Mit einiger Sicherheit dürfte kaum eine andere Karikatur außerdem häufiger in deutschen Schulgeschichtsbüchern abgebildet sein. Wer darüber mehr erfahren mag: „Geschichte in Karikaturen – Geschichtsunterricht, Band 3“ behandelt die Historie der satirischen Zeichnungen im 19. Jahrhundert (Foto: Wikipedia, gemeinfrei).

Einer geht von Bord, der andere fliegt über das Kuckucksnest: Ebenfalls am 28. März, aber erst im Jahr 1975, gewann der Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ von Miloš Forman bei der Oscarverleihung am 29. März 1976 alle fünf Hauptpreise, die „Big Five“, in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bestes (adaptiertes) Drehbuch, Bester Hauptdarsteller, Beste Hauptdarstellerin. Bislang sind erst drei Filme in jeder dieser Kategorien ausgezeichnet worden, neben dem „Kuckucksnest“ waren dies „Es geschah in einer Nacht“ (1934) und „Das Schweigen der Lämmer“ (1991). 1993 wurde der auf Ken Keseys gleichnamigem Roman basierende Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ durch die Kongressbibliothek in den Bestand der National Film Registry aufgenommen, in den „kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutende“ Filme Eingang finden. Zudem wurde die Tragikomödie einer der größten Erfolge in der US-amerikanischen Filmgeschichte überhaupt.

Noch ein kurzer Blick auf’s Wetter, das sollte man den Bauernregeln nach an diesen letzten Märztagen im Blick behalten: „Wie der 29. März, so der Frühling“, „Wie der 30. März, so der Sommer“ und „Wie der 31. März, so der Herbst“, heißt es da ein bisschen platt. Die Bauernregel-Dichter und -Denker scheinen mit dem Reimen ab und an pausiert zu haben…



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