Glück und freundliche Handlungen
Eine bittere Erkenntnis zum Start in diesen Dienstag, 22. März: Ich bin vor zwei Tagen zu oberflächlich über den „Tag des Glücks“ hinweggehuscht. Das Glück will Aufmerksamkeit. Im Weltglücksbericht ist Deutschland einen Platz abgerutscht…
„Jeder ist seines Glückes Schmied“, sagt der Volksmund und liegt damit durchaus richtig. Die Vereinten Nationen definieren Glück als Ausgleich von Ökonomie, Sozialem und Umwelt. Messgrößen also, die wir beeinflussen können. Unter anderem durch ehrenamtliches, soziales Engagement, wie es gerade in der BÜCHER-HEIMAT par excellence an den Tag gelegt wird. Der Tatsache, dass wir etwas für die Umwelt tun müssen, können wir Harzer zudem auch ohne internationale Klimaberichte tagtäglich „ins Auge blicken“: Der Zustand der Harzer Rest-Wälder kommt nicht von ungefähr…
Aber wir wollen ja nicht alles madig machen. Zwar haben wir im Weltglücksbericht mit Rang 14 wieder die Top Ten verpasst, sind sogar einen Platz abgerutscht. Doch Platz 14 unter mehr als 160 untersuchten Ländern ist so schlecht ja nun auch wieder nicht. Wer noch glücklicher werden will, sollte vielleicht nach Finnland ziehen. „Suomi“ ist zum fünften Mal in Folge zum Land mit der glücklichsten Bevölkerung erklärt worden. Auf die glücklichen Finnen folgen Dänemark, Island, die Schweiz, Holland, Luxemburg, Schweden, Norwegen, Israel, Neuseeland, Österreich, Australien und und Irland auf Platz 13. Wer sein Glück im eigenen Land sucht, kann im Glücksatlas 2021 recherchieren. Wobei ich mich frage, was die Deutsche Post mit dem Glück zu tun haben mag.
Der Weltglücksbericht, der auf Basis von Umfragen des Instituts Gallup erstellt wird, hat auch die Auswirkungen der Corona-Krise auf das Wohlbefinden der Menschen in den Fokus gerückt. Vielleicht unerwartet zeitigt die Pandemie sogar einen positiven Effekt: Die Forschungsgruppe registrierte einen deutlichen Anstieg sogenannter „freundlichen Handlungen“. „Die Hilfe für Fremde, Freiwilligenarbeit und Spenden waren im Jahr 2021 in allen Teilen der Welt stark gestiegen und erreichten Werte, die fast 25 Prozent über ihrem präpandemischen Wert lagen“, heißt es in dem Bericht. Irritiert hat mich, dass ein großer Buchversender mir auf die Sucheingabe „freundliche Handlungen“ einen „politischen Spannungsroman“ mit dem Reiztitel „Maut“ offerierte.
Ganz andere Gefühle wecken in der Regel Rechtschreibreformen. Die Dänen brachten das früh und im Vergleich zur letzten bundesdeutschen Reform fast geräuschlos hinter sich. Am 22. März 1948 trat die dänische Rechtschreibreform in Kraft, damit wurde die Großschreibung von Substantiven abgeschafft und der Buchstaben Å eingeführt. Dessen Name bescherte mir beim Schreiben einen glücklich schmunzelnden Moment: Was ich stets „Kringel-A“ nannte, heißt korrekt „Bolle-Å“. Damit wurde laut Lexikon das altnordische [aː] in weiten Teilen Skandinaviens zu einem langen, teils offenen, teils geschlossenen [oː] „verdumpft“. In Dänemark murrte lediglich die konservative Presse länger, zehn Jahre nach der Reform waren noch zwölf Zeitungen der alten Rechtschreibung treu. Und erst 1965 führte Ærø Folkeblad als letzte die neue Rechtschreibung ein…