Bücherschmuggler und Skandale

Bücherschmuggler

Bücherschmuggler und Skandale

Heute ist Mittwoch, 16. März, der „Tag der Bücherschmuggler“. Wenigstens in Litauen, wo die Knygnešiai (Bücherträger/Bücherschmuggler) zwischen 1866 und 1904 litauische Schrift und Sprache vor der „Russifizierung“ retteten.

Was vor dem aktuellen Ukraine-Hintergrund neu Bedeutung gewinnt, war tatsächlich ein Himmelfahrtskommando. Während des Verbots litauischer Druckwerke wurden Bücher in litauischer Sprache vor allem in Ostpreußen gedruckt und von den Knygnešiai nach Litauen geschmuggelt, obwohl ihnen Geldstrafen, Verbannung und das Exil in Sibirien drohten. Einige wurden sogar erschossen. Bis zu 40.000 Bücher jährlich wurden geschmuggelt. In Litauen wird der „Tag der Knygnešiai“ am 16. März gefeiert. Im Jahr 2004 erkannte die UNESCO die Bewegung der Bücherträger als weltweit einmalige Kulturbewegung an. Heute blüht das literarische Leben in Litauen.

Quasi mit einem einzigen Buchstaben Literaturgeschichte geschrieben hat Nathaniel Hawthorne, dessen Roman „The Scarlet Letter“ („Der scharlachrote Buchstabe“) am 16. März 1850 erschien. Er gilt als eines der bedeutendsten Werke der amerikanischen Literatur. Die Handlung des Romans spielt im strenggläubigen Neuengland gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Es ist die Geschichte der Ehebrecherin Hester Prynne, die den Vater ihres Kindes nicht nennt. Zur Strafe muss sie ein scharlachrotes „A“ auf ihrer Brust tragen. Und daraus wurde eines der bekanntesten Rätsel der amerikanischen Literatur: Wofür steht das scharlachrote „A“?

Zumeist wird davon ausgegangen, der Buchstabe stünde für „Adulteress“ (Ehebrecherin). Problem: Das Wort taucht im Ganzen Roman nicht auf. Daher reichen die von Wikipedia aufgelisteten spekulativen Vorschläge von „Adultery“ (Ehebruch), Adam’s Fall (Sündenfall) über Art (Kunst) und „Angel“ (Engel) bis hin zu America. Den Erfolg des Romans dürfte das nur weiter beflügelt haben, Hawthornes Werk wurde mehrfach verfilmt, darunter auch 1973 von Wim Wenders mit Senta Berger in der Hauptrolle.

Weltberühmt und überaus erfolgreich wurde (nicht zuletzt wegen des Skandals, den das Schauspiel auslöste) „Der Reigen“ von Arthur Schnitzler. In Deutschland wurde die Buchausgabe des 1897 entstandenen Werkes am 16. März 1904 verboten. Die erste vollständige Aufführung am 23. Dezember 1920 in Berlin wurde zu einem der größten Theaterskandale des 20. Jahrhunderts. Das Stück schildert in zehn erotischen Dialogen die „unerbittliche Mechanik des Beischlafs“ (der im Stück aber gar nicht gezeigt wird). Letztlich ist es ein Sittengemälde des Fin de siècle. Resigniert vermerkte Schnitzler 1922 in seinem Tagebuch: „Unter den zahlreichen Affären meines Lebens ist es wohl diese letzte, in der Verlogenheit, Unverstand und Feigheit sich selbst übertroffen haben“. Das von ihm selbst verhängte Aufführungsverbot hatte bis 1982 (!) Bestand.



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