Ruhe, Gold und Online-Wissen
„Am siebten Tage sollst Du ruhen.“ Ich mag das Alte Testament. Heute ist Sonntag und die Tatsache, dass es sich um den 13. März handelt, bestärkt mich eher darin, auf dem Sofa allen Fährnissen aus dem Wege zu gehen.
„Nach Golde drängt, am Golde hängt. Doch alles! Ach wir Armen!“ Ich hab es heute mit Zitaten aus großen Werken. Nach der Bibel nun Goethes Faust. Und der käme mit seinem Drang nach Gold aktuell genau richtig. am 13. März 2008 sorgte eine Schlagzeile auf den Wirtschaftsseiten für Wirbel: Der seit längerem im Aufwind befindliche Goldpreis überschritt im Handel an der New York Mercantile Exchange erstmals die Marke von 1000 US-Dollar pro Unze Feingold. Corona und Krieg lassen den Goldpreis jetzt wieder nachhaltig steigen. Am Samstag wurde die Feinunze laut Internet für 1.987,99 Dollar gehandelt. Auch die 2000-Dollar-Grenze dürfte bald fallen.
Zum Golde drängte es einst auch Gotthold Ephraim Lessing. Allerdings versuchte er es mit dem Glücksspiel, was dazu führte, dass er zeitlebens unter Geldnot litt. Not macht aber bekannterweise erfinderisch. So packte Lessing eine verkappte Bitte um eine Gehaltserhöhung in ein berühmtes Zitat seines am 13. März 1772 am Herzoglichen Opernhaus in Braunschweig uraufgeführten bürgerlichen Trauerspiels „Emilia Galotti“. In der zweiten Szene erklärt der Künstler Conti dem Prinzen, dass die „Kunst nach Brot geht“. Der Trick verfing, der Herzog von Braunschweig erhöhte das Gehalt Lessings, der zu dieser Zeit als Bibliothekar in der Herzog August Bibliothek arbeitete. Sein Trauerspiel „Emilia Galotti“ spielt zwei Jahre nach der Premiere erneut eine wesentliche Rolle in Goethes Werk „Die Leiden des jungen Werther“, in dem Werther und Lotte viel mit dem Stü
Nachschlagen hätte man dies alles ziemlich sicher auch bis 2010 in der „Encyclopædia Britannica“. Heute vor zehn Jahren, am 13. März 2021, schreckte dann eine Meldung nicht allein Lexika-Fans auf: Die „Encyclopædia Britannica“ gab bekannt, keine gedruckte Ausgabe mehr aufzulegen. Nach 244 Jahren wird die Enzyklopädie seither nun nur noch in digitaler Form vertrieben. Erhalten hat sie sich den Ruf, in wissenschaftlicher Hinsicht zuverlässige Angaben zu enthalten. In der „Britannica“ schreiben namhafte Wissenschaftler und bekannte Publizisten, deren Urheberschaft ausgewiesen wird. Dies ist der wesentliche Unterschied zur (auch von mir gern und häufig genutzten) Wikipedia-Website. Wo jeder mitschreiben kann, können viele Autoren auch viele Fehler machen. Oder es werden Scherzbolde aktiv wie im Fall des Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Buhl-Freiherr von und zu Guttenberg, dem trotz der endlosen Vornamen-Litanei noch ein Wilhelm angedichtet wurde.
Zu guter Letzt noch ein persönlicher Tipp zu einem von mir sehr geschätzten Buch: „Britannica & ich: Von einem, der auszog, der klügste Mensch der Welt zu werden“ von A. J. Jacobs ist eine der humorigsten Annäherungen an Nachschlagewerke, die ich kenne. Köstlich!