Ein Land lesend verstehen

Ein Land lesend verstehen

Der Blog an diesem Donnerstag, 10. März, fällt aus dem normalen Rahmen. Aber was ist schon ein „normaler Rahmen“ in Zeiten, in denen Pandemie, Klimakatastrophe und der Krieg in der Ukraine die Weltbilder vieler Menschen tief erschüttern. Aber auch in diesen Zeiten kann Literatur verstehen helfen. Beispielsweise die so schwer getroffenen Menschen in der Ukraine.

Taras Schewtschenko

Markus Weber hat mit seiner Rezension von Natascha Wodins „Sie kam aus Mariupol“ sowie mit einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung („Von Gott üppig bedacht“ | Paywall oder Probe-Abo) meinen Blick auf das Thema gelenkt. Für mich absolutes Neuland. Ohnehin muss ich einräumen, dass ich, obwohl seit Schulzeiten geschichtsinteressiertes Lebewesen, eindeutig Nachholbedarf in osteuropäischer Geschichte habe. Und so muss dieser Blog heute schlicht mangels tieferen Wissens und Verstehens eher eine „Linkliste“ zu Büchern werden, die dieses Wissen vermitteln und beim Verstehen helfen.

Die SZ-Autorin Sonja Zekri stellt ihrem Artikel folgende Zeilen voran: „Die ukrainische Kultur wird seit je von russischer Propaganda diffamiert und unterdrückt. Sie hat dennoch eine eigene Stimme entwickelt. Ganz besonders in der Literatur.“ Und dabei beschränkt sie sich nicht auf Taras Schewtschenko, der bei ihr und auch im Internet wahlweise als ukrainischer Goethe oder ukrainischer Puschkin charakterisiert wird. Der 1814 als Kind von Leibeigenen geborene Schriftsteller formte eine eigenständige Literatursprache und begehrte gegen die zaristische Unterdrückung auf. Das literarische Werk des ukrainischen Nationaldichters trug entscheidend zum Erwachen des ukrainischen Nationalbewusstseins bei. Werke von Schwetschenko in deutscher Übersetzung sind offenkundig schwer zu bekommen, mehr über das Leben des Dichters bietet die Biographie „Taras Schewtschenko, ein ukrainisches Dichterleben“.

Mit Blick auf zeitgenössische ukrainische Autoren verweist Sonja Zekri auf Gedichte und Romane von Serhij Zhadan, auf den Performance-Künstler Juri Andruchowytsch, auf die Deutsch-Ukrainerin Katja Petrowskaja (“Vielleicht Esther“) und auch auf das von Markus Weber vorgestellte „Sie kam aus Mariupol“. Wer sich tiefer in das Thema Ukraine einlesen möchte, sollte zudem einen Blick auf die Reihe „Ukrainian Voices“ werfen. Die Titel werden herausgegeben von Dr. Andreas Umland, Senior Expert am Ukrainian Institute for the Future in Kyjiw.

Sich die Ukraine zu „erlesen“, könnte eine spannende Entdeckungsreise werden – gleichwohl ich mit osteuropäischer und vor allem mit russischer Literatur schon immer irgendwie gefremdelt habe.  Dennoch will ich einen neuen Anlauf unternehmen, unabhängig von dem fürchterlichen Krieg, auf dessen Ende die Menschen weltweit hoffen…



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