Großer Buchstabe, kleines Jubiläum
Wir wollen an diesem Mittwoch, 29. Juni 2022, natürlich keine erneute Diskussion um die deutsche Rechtschreibung anstoßen (obwohl das ein prima Streitthema ist). Aber es gilt, heute einen großen Buchstaben zu ehren, der ein kleines Jubiläum feiert.
Das große Eszett (ẞ) ist seit fünf Jahren (29. Juni 2017) Bestandteil der amtlichen deutschen Rechtschreibung. Darüber war ewig gestritten worden, letztlich aber verlangte die (vor allem im Internet) zunehmende Unsitte, ganze Worte in Versalien (Großbuchstaben) zu schreiben, ein Handeln. Bei „STRAẞE“ und „Strasse“ ging das bis auf die Betonung ja noch an, aber wenn aus „MAẞEN“ plötzlich „MASSEN“ werden…
Zugegeben, ich drücke mich seit Jahrzehnten um den überfälligen „Crashkurs Rechtschreibung“ herum. Aber man kann sich speziellen Problemen wie „Dehnung, Schärfung, Auslautverhärtung“ ja auch mit spezieller Lektüre stellen. Die „Knackpunkte der Rechtschreibung 1“ (pdf eBook) klären beispielsweise auch die Frage, ob „Soße“ oder „Sosse“ – wobei ich die Flucht in „Sauce“ bevorzuge.
Bilde ich es mir nur ein: Im Zuge der „Handysierung“ scheint die Zahl der Illustrierten beispielsweise bei Friseuren und in Wartezimmern zu schrumpfen. Was für mich dramatische Folgen hat, denn ich liebe die Klatschpresse, wäre aber viel zu genant, die bunten Blätter am Kiosk zu kaufen. Die Promi-Spalte in der täglichen GZ kann das natürlich nicht abfangen.
Eine ganz große Klatschstunde habe ich schon allein deshalb verpasst, weil ich am 29. Juni 1956 noch nicht das Licht der Welt erblickt hatte. An diesem Tag heiratete Hollywood-Ikone Marilyn Monroe den Dramatiker Arthur Miller, der für „Tod eines Handlungsreisenden“ bereits einen Pulitzerpreis eingesackt hatte. Was für ein Paar!
Die Ehe ging schief. Obwohl Miller seiner Marilyn aus einer Kurzgeschichte noch das Drehbuch für „Misfits – Nicht gesellschaftsfähig“ (eBook pdf Englisch) auf den Leib geschrieben hatte. Bei der Trennung 1961 in gegenseitigem Einvernehmen bewiesen beide Cleverness: Der gerichtliche Scheidungstermin wurde auf den 20. Januar gelegt, damit die Presse vom Amtsantritt des US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy abgelenkt war (der seinerseits von der Monroe abgelenkt war, aber das ist ein anderes Thema).
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