„Und wenn sie nicht gestorben sind…“
Gigantische Baumaßnahmen prägen das „bebücherte Kalenderblatt“ an diesem Montag, 5. September 2022. Für Gesprächsstoff sorgten sie alle, manche aufgrund ihrer Bauzeit auch ziemlich lange.
Da schießt natürlich „Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt“ locker den Vogel ab: Im brandenburgischen Schönefeld beginnen die Bauarbeiten am 5. September 2006. Und als jedes Gespräch über den „BER“ schon mit der Zeile endete „(…) und wenn sie nicht gestorben sind, dann bauen sie heute noch“, erlebten wir im Oktober 2020 doch noch die Eröffnung. Die Architekten von Gerkan, Marg und Partner schafften es, in ihrem Buch mit 109 Seiten auskommen. Zweisprachig! Aber sie beschränkten sich auch auf die „Entwurfs- und Planungsgeschichte“.
„Bahn frei durch den Gotthard-Basistunnel“ hieß es heute vor 42 Jahren (1980), als mit dem Gotthard-Straßentunnel (Galleria stradale del San Gottardo) der mit 16,9 Kilometern Länge viertlängste Straßentunnel der Welt und der längste Straßentunnel in den Alpen freigegeben wurde.
Der Bau war eine gigantische Leistung. Sechs Meter pro Tag kämpften sich die Arbeiter durch das Bergmassiv. Wer auf dem Weg nach Italien mit Kindern durch den Tunnel rollt, kann vorher alles über Bau und Betrieb in einer Art Wimmelbuch „Durch den Gotthard“ erfahren. Was sicher auch gegen Klaustrophobie helfen kann. Besser zumindest als Hans Leisters Thriller „Der Tunnel“, in dem der „Gotthard“ als Albtraum-Kulisse dient.
Grundsteinlegung war am 5. September 1869 auch für das berühmteste Schloss der Welt: Neuschwanstein. Auf eine „zauberhafte Entdeckungsreise durch die fantasievolle Traumwelt des unglücklichen bayerischen Monarchen“ Ludwig II. lädt das Buch „Neuschwanstein und Hohenschwangau“ ein. Allen, die am „Märchenschloss“ eher verzweifeln wollen, sei das Puzzle „Märchenhaftes Schloss Neuschwanstein“ empfohlen. Das Türmchenwirrwarr ist schön anzuschauen, in 500 Puzzlestücke zerlegt aber eine Herausforderung.
Und was hat die literarische Welt an diesem Datum zu bieten? Nun, der opulente Roman „Doktor Schiwago“ von Boris Pasternak erschien 1958 in der englischen Ausgabe. Mit der deutschen Fassung habe ich mich später ganz schön gequält. Durch den ebenfalls endlosen, tränenumflort wahrgenommenen Film trug einen ja „Lara’s Theme“.
Dagegen, ich gestehe es offen, habe ich einen herrlich kitschigen Roman und dessen Verfilmung mal wirklich geliebt: Am 5. September 1968 erlebte der nach einer Romanvorlage von Eric Malpass entstandene Film „Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“ seine Uraufführung. Den kleinen Gaylord habe ich immer gemocht. Vielleicht, weil er wie ich Frühaufsteher war. Und weil ich vielleicht auch gern so ein Herzensbrecher gewesen wäre…
— Das will ich lesen! Alle Links im Text führen direkt zum Shop —