Ein Genie als Urvater des Comics
„Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist’s! Reise, reise!“
Wilhelm Busch (1832 – 1908)
Reise, reise! Dieser Aufforderung kamen 19 Teilnehmende der BÜCHER-HEIMAT on Tour am letzten Juli-Tag nach und machten sich auf den Weg zum Wilhelm-Busch-Haus nach Mechtshausen (ext.). Für 14 Mitreisende war es eine BÜCHER-HEIMAT-Premiere. Vier Gäste reisten gar aus Wolfenbüttel und Hildesheim an.
Nach der ersten BÜCHER-HEIMAT on Tour, die die Grimmwelt in Kassel zum Ziel hatte, war die Anreise in diesem Fall kürzer. Wobei Petra Nietsch und Monika Runge als Organisatorinnen ausnahmsweise Goethe im Sinn gehabt haben mögen: „Sieh, das Gute liegt so nah!“
Was mit Blick auf die Kilometer korrekt gewesen, angesichts des Dichters allerdings ein Fauxpas gewesen wäre. Denn nicht dem hehren Dichterfürsten, sondern dem humoristischen Dichter und Zeichner Wilhelm Busch, gemeinhin als „Urvater des modernen Comics“ bezeichnet, galt das Interesse der Gruppe. Und der Schöpfer solch grandioser Figuren wie Max und Moritz, Lehrer Lämpel und der frommen Helene hatte seine letzten Lebensjahre in Mechtshausen bei Seesen verbracht.
Die Reisegruppe traf sich bei bestem Sommerwetter am Wilhelm-Busch-Haus in Mechtshausen. Den Weg dahin hatten einige Busch-Fans direkt gefunden, andere konnten sich von Ute Goertz chauffieren lassen. Sie steuerte den VW Bus des „Aussichtsreich“, den Dirk Junicke zur Verfügung gestellt hatte.
In Mechtshausen gehörten der Friedhof mit Wilhelm-Busch-Grab, die Kirche und selbstverständlich das Wilhelm-Busch-Haus zum ebenso faszinierenden wie immer wieder auch fröhlichem Pflichtprogramm. Hildegard Reinecke, Vorsitzende des Förderkreis Wilhelm-Busch-Haus Mechtshausen, lieferte umfassende Hintergrundinformationen zu Leben und Werk Wilhelm Buschs. Mit eigenen Augen konnte sich die Gruppe davon überzeugen, dass der gefeierte Dichter trotz erheblichen Wohlstands bescheiden in einer eher kargen Wohnung lebte.
Schon vor dem Spaziergang über den Wilhelm-Busch-Pfad, auf dem gelegentlich Pausen eingelegt wurden, um Auszügen aus Busch-Briefen zu lauschen, las Monika Runge der BÜCHER-HEIMAT-Runde aus Busch-Werken vor. Das Kaffeetrinken mit Pflaumen- und Schmand-Kuchen (oder witterungsabhängig gern auch Mineralwasser) rundete als willkommene Stärkung die kleine Wanderung ab
Wem die Busch-Dosis noch nicht reichte, konnte sich einem Zeitgenossen nähern, der mit ähnlich spitzer Feder und humorvoll wie Wilhelm Busch seine Umwelt zu beobachten und darzustellen weiß. Im Busch-Haus läuft zurzeit die Sonderausstellung „Marunde in Mechtshausen“. Und die Werke des Zeichners, Illustratoren, Cartoonisten und vielfach ausgezeichneten Karikaturisten Wolf-Rüdiger Marunde (ext.), darüber herrschte Einigkeit, lohnen allemal genauere Blicke.
Von einem „sehr gelungen und kurzweiligen Tag“ sprachen die Teilnehmenden und dankten den Organisatorinnen. Für die dürfte mit der Rückkehr nach Bad Harzburg die Devise wieder lauten: Nach der Tour ist vor der Tour…
Die Zeitspanne, die der nette Besuch aus Bad Harzburg durch und um seine Behausung strich, hätte sicher auch Wilhelm Busch ertragen – gleichwohl er über Gäste und deren Aufenthaltsdauer eine ähnlich klare Meinung wie zum Thema Reisen hatte:
Es ist halt schön,
Wenn wir die Freunde kommen sehn.
Schön ist es ferner, wenn sie bleiben
Und sich mit uns die Zeit vertreiben.
Doch wenn sie schließlich wieder gehn,
Ist´s auch recht schön.
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