Einhornzauber gegen gerade Linien
Gleich zwei Ausflugsziele habe ich mir – passend zum Wochenende, weniger passend zur Wettervorhersage – bei den Recherchen zu unserem „bebücherten Kalenderblatt“ für diesen Samstag, 9. April, notiert. (Süd-)Harz und Heide stehen an.
Die erste Anregung resultiert aus einem der unzähligen eher albernen „Aktionstage“. In diesem Fall geht es um den heute anstehenden US-amerikanischen „Tag des Einhorns“. Wer jetzt a la Obelix „Die spinnen, die Amis“ murmelt, kann den Kreis getrost erweitern, denn seit 2015 wird jeweils am 1. November sogar der „Internationale Tag des Einhorns“ (International Unicorn Day) begangen. Derweil frage ich mich ständig, was mir ein „Einhorn-Emoji“ eigentlich sagen soll. Also wenn schon Fabelwesen, dann lieber im Kinderbuch wie das „NEINhorn“ von Känguru-Kumpel Marc-Uwe Kling.
Andererseits hat mich der „Unicorn Day“ an die Harzer Einhornhöhle bei Scharzfeld erinnert. Die hat ihren Namen von Knochenfunden, die clevere Geschäftemacher im 16. Jahrhundert als gemahlene Einhornknochen und (All-)Heilmittel zu Mondpreisen verkauften. Aber auch Wissenschaftler wie Otto von Guericke und Gottfried Wilhelm Leibniz schrieben über Einhorn-Artefakte und Leibniz entwarf sogar eine Rekonstruktion des angeblichen Einhorns – heute das Werbesymbol der Einhornhöhle, in der Teile der Netflix-Serie „Dark“ entstanden und deren Blaue Grotte stets aufs Neue fasziniert. Einen Stempel der Harzer Wandernadel (HWN 101) gibt es quasi als Beigabe selbst für Fußfaule. Und die Burgruine Scharzfeld (HWN 151) ist auch nicht weit.
Für all jene, die es weniger in die Natur und unter die Erde, stattdessen aber zur Kunst zieht, ist unser zweiter Ausflugstipp. Auf Wien verzichten wir, obwohl dort am 9. April 1991 das „Kunst Haus Wien“ mit den Werken des Künstlers Friedensreich Hundertwasser als Dauerausstellung eröffnet wurde. Zum Glück hat Hundertwasser nicht allein dieses Museums gestaltet, sondern sich auch mit vermeintlich profaneren Dingen abgegeben: Im Bahnhof Uelzen kann man im Wortsinn „auf Kunst abfahren“, das Gebäude ist ein ebenfalls faszinierendes Beispiel dafür, dass Hundertwasser zeitlebens als Gegner der „geraden Linie“ unterwegs war. Nachzulesen und auf großartigen Fotos zu genießen im Buch „Hundertwasser“.
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