Sonja Weber über „Der junge Doktorand“


Jan Peter Bremer:

Der junge Doktorand

Diese, fast befremdlich anmutende Novelle, die sich wie ein Kammerspiel liest und mich immer mal wieder an Dürrenmatt erinnert hat, lässt einem den Begriff Katharsis wieder ins Gedächtnis kommen. Ein älteres Ehepaar lebt zurückgezogen in einer alten Mühle am Ortsrand einer Kleinstadt. Er ein eher wenig bekannter Künstler, der sich komplett abschottet, um seine Version von sich selbst aufrecht erhalten zu können, sie, die von ihrem Leben mehr erwartet hat, versucht ihre Eitelkeiten durch „so tun als ob“ zu befriedigen.

Das Ganze eskaliert mit der Anfrage eines angeblichen Doktoranden, der gedenkt, seine Doktorarbeit über den Künstler zu schreiben. Große Erwartungen, Hoffnungen und Ideen keimen damit auf. Aber kann das gut gehen?

Bremer arbeitet in dieser grotesken, mal komischen und dann zutiefst tragischen Geschichte mit schlagfertigen und scharfen Wortwechseln. Ein Schachspiel, in dem sich Königin und König der gleichen Farbe bekämpfen und dabei ein Bauernopfer vor sich hertreiben, das die Situation retten soll, aber selbst verzweifelt zu entkommen versucht. Fast erschüttert beobachtete ich drei Menschen, die sich entweder verloren oder nie beziehungsweise noch nicht gefunden hatten.

Jan Peter Bremer: „Der junge Doktorand“, Piper Verlag, 176 Seiten, ISBN 978-3-492-31787-0, Preis: 12,00 Euro.

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