Donnerstag, 22. Dezember: Baby-Boom per Testament

Mit dem Klapperstorch zum Vermögen

Gerade überlegte ich, warum es an diesem Donnerstag, 22. Dezember 2022, wohl nichts Interessantes für unser „bebüchertes Kalenderblatt“ gibt, da wurde ich auf einen testamentarisch verfügten Baby-Boom aufmerksam.

Dieser Wille ist durchaus ungewöhnlich und kapriziös“, begann Charles Vance Millar sein Testament – und kaum jemand würde dies mit Blick auf den zehnten Absatz bestreiten. Darin verfügte der 1926 verstorbene erfolgreiche kanadische Unternehmer, dass ein Großteil seines Vermögens jener Frau in Toronto zugutekommen sollte, die innerhalb von zehn Jahren die meisten Kinder zur Welt brachte. Da hätte  „Guter Hoffnung – Hebammenwissen für Mama und Baby“ hilfreich sein können.

Mit dem Testament löste der gute Mann einen ungewöhnlichen (und ethisch vielleicht auch fragwürdigen) Wettstreit aus, der als „Das große Storchenderby“ in die Analen Torontos einging. Und er (genauer: seine leer ausgegangene Verwandtschaft) beschäftigte elf Jahre lang die Gerichte. Bis der Oberste Gerichtshof am 22. Dezember 1937 letztinstanzlich das Testament bestätigte.

Die moralischen Bedenken dämpften die Richter mit der Vorgabe, dass nur eheliche Kinder berücksichtigt wurden. Am Ende gewannen vier Frauen, die jeweils neun legitime Kinder geboren hatten und jede 125.000 Kanadische Dollar (heutiger Wert: etwa 1,5 Millionen Euro) erhielten. Wohl kaum ein Königsweg zum erfüllten Kinderwunsch: „Und der Klapperstorch kommt doch!“

Das Geld dürfte bei neun Kindern hilfreich gewesen sein. Dass schon ein Baby eine Welt auf den Kopf stellen kann, zeigt eine „höchst unterhaltsame Baby-Komödie“ mit Diane Keaton in der Hauptrolle – wobei der Titel prima in die Weihnachtszeit passt: „Baby Boom – Eine schöne Bescherung“.

Einigermaßen glücklich für ihn, aber auch für die literarische Nachwelt, ging am 22. Dezember 1849 die angesetzte Hinrichtung des Schriftstellers Fjodor Michailowitsch Dostojewski aus. Zar Nikolaus I. begnadigte den Mann, der später Klassiker wie „Schuld und Sühne“, „Der Idiot“ und „Die Brüder Karamasow“ schrieb.

Am Gefängnis kam der Autor, der zeitlebens am Ideal eines christlichen Sozialismus‘ festhielt, nicht vorbei. Hier schrieb Dostojewski die Erzählung „Ein kleiner Held“ (Lieferfrist). Und Stefan Zweig schildert die Empfindungen Dostojewskis in seinem Buchs „Sternstunden der Menschheit“.

Mehr eine Randnotiz am Schluss, weil ich die Oper so mag: Heute vor 185 Jahren (1837) wurde in Leipzig die komische Oper „Zar und Zimmermann“ (Libretto) von Albert Lortzing uraufgeführt.

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