Die Angst vorm leeren Blatt
Auch an diesem Mittwoch, 22. Juni 2022, galt mein erster Blick bei den Recherchen für unser „bebüchertes Kalenderblatt“ jenen Webseiten, die historische Ereignisse und Jubiläen listen. Und da wusste ich, dass das heute kein leichtes Schreiben wird. Die Angst vorm leeren Blatt.
Besonders ergiebig ist für meine Passion in der Regel die Rubrik „Kultur“. Und da bringt es Wikipedia unter dem 22. Juni gerade einmal auf zwei Einträge. Die Uraufführung der Operette „Pique Dame“ von Franz von Suppè (die nichts mit Pushkins Erzählung zu tun hat) und den Start des Ego-Shooters „Quake“. Nun finde ich Streitkultur prima, Streit über Kultur und vor allem über die Frage, was Kultur ist, verbietet sich aber.
Fündig wurde ich bei den Schriftsteller-Geburtstagen. Heute vor 124 Jahren (1898) wurde Erich Paul Remark geboren. Wenn es noch nicht klingelt, versuchen wir einen zweiten Anlauf mit dem Pseudonym: Erich Maria Remarque.
Sein Roman „Im Westen nichts Neues“ gehört zu den beeindruckendsten und aufwühlendsten Antikriegsromanen überhaupt und brachte es bis heute auf eine Gesamtauflage von weit über 20 Millionen Exemplaren. Das Werk wurde in mehr als 50 Sprachen übersetzt. Und die nicht minder aufrüttelnde Filmadaption „All Quiet on the Western Front“ (DVD) von Regisseur Lewis Milestone wurde mit zwei Oscars ausgezeichnet.
Vom pazifistischen Meisterwerk zum Kampfsport ist ein schwieriger Übergang. Muss aber sein, denn wenn die Kultur an einem Datum schon schwächelt, liefert wenigstens der Sport drei bemerkenswerte Spektakel. Wobei das erste Ereignis für deutsche Sportfans am 22. Juni 1938 eher ein Tiefschlag war: Box-Legende Max Schmeling verlor im Kampf um die Boxweltmeisterschaft gegen Joe Louis.
Als Engel und Teufel zugleich brillierte Fußball-Weltstar Diego Maradonna am 22. Juni 1986 im WM-Viertelfinale zwischen Argentinien und England. In der Partie wurde der Teufel-Part ausgerechnet mit der „Hand Gottes“ (La mano de Dios) Wirklichkeit – wobei erkennbar eher Maradonnas Finger im Spiel waren, mit denen er den Ball ins Tor beförderte. Quasi als Ausgleich schoss er dann aber auch noch das „WM-Tor des Jahrhunderts“, mit dem Argentinien 2:1 gewann.
Einen einmaligen, aber eindeutig weniger bekannten Rekord hält auch der kroatische Nationalspieler Josip Šimunić. Im WM-Spiel 2006 zwischen Australien und Kroatien (2:2) erhielt er 3 (!) Gelbe Karten. Des Rätsels Lösung: Der englische Schiedsrichter Graham Poll hatte vergessen, Šimunić nach der zweiten Gelben Karte vom Platz zu stellen. Großen Einfluss hatte die Aktion nicht mehr, die Karten Nr. 2 und 3 erntete der Kroate in der 90. und 93. Minute – da gingen dann auch alle vom Platz.
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