Neue Leiden und großer Grusel
Dieses Jubiläum muss ich feiern: Heute, am Mittwoch, 18. Mai 2022, ist es exakt ein halbes Jahrhundert her, dass eines meiner absoluten Lieblingsbücher erstmals als Bühnenstück aufgeführt wurde: „Die neuen Leiden des jungen W.“.
Ulrich Plenzdorfs Roman um den DDR-Jugendlichen Edgar Wibeau wurde als Theaterstück am 18. Mai 1972 in Halle (Saale) uraufgeführt. Zumindest in meiner Schulzeit hat mich kein Roman mehr bewegt als das so grandios mit Goethes „Die Leiden des jungen Werther“, Salingers „Der Fänger im Roggen“ und Daniel Defoes „Robinson Crusoe“ jonglierende Werk Plenzdorfs.
Vermutlich auch, weil ich gerade in einer dieser jugendlichen Phasen gewesen sein dürfte, in denen man durchaus auch damit kokettiert, als „gebrochener jugendlicher Held“ zu reüssieren. Dazu mein Vorname und schon passen die „Die neuen Leiden des jungen W.“ perfekt.
Auf stolze 125 Jahre bringt es mein Lieblings-Horrorroman. Am 18. Mai 1897 wurde der Vampirroman „Dracula“ des irischen Autors Bram Stoker in London veröffentlicht. Wobei ich ein sehr ambivalentes Verhältnis zu Gruselbüchern oder -filmen habe. Sie faszinieren mich, aber ich bin ein „Schisshase“.
Dies nahm bisweilen merkwürdige Ausformungen an. Als Teenager nutzte ich die freitägliche Abwesenheit der Eltern, um auf NDR „Monstren, Mumien, Mutationen“ zu sehen. Auf dem bequemen Vatersessel hockend, in eine Decke gewickelt, die Knie angezogen, darauf eines der Paradekissen, die Mutter mit präzisem Handkantenschlag in der Mitte eingeknickt hatte. Durch den so entstandenen Spalt konnte man sich gefahrloser gruseln. „Dracula“ hat ohne Frage eine Schmuckausgabe verdient.
Als „bebüchertes Kalenderblatt“ dürfen wir heute zudem noch einem Literatur-Nobelpreisträger zum Geburtstag gratulieren. Am 18. Mai 1872, heute vor 150 Jahren, wurde Bertrand Russell geboren. Der Brite beeindruckte als Philosoph, Mathematiker („Principia Mathematica“), Sozialkritiker sowie als Träger des Nobelpreises für Literatur.
Den erhielt er 1950 „als Anerkennung für seine vielseitige und bedeutungsvolle Verfasserschaft, worin er als Vorkämpfer der Humanität und Gedankenfreiheit hervortritt“. Bei meiner Mathe-Lebens- und Leidensgeschichte können mich die „Principia Mathematica“ wenig reizen. Anders sieht es mit einem anderen Russell-Werk aus. Zugegeben, ich habe es (noch) nicht gelesen, aber der Titel ist vielversprechend: „Eroberung des Glücks – Neue Wege zu einer besseren Lebensgestaltung“. Auf geht’s!
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