Walpurgis und der letzte Trabi
Womit soll man an diesem Samstag, 30. April, in ein „bebüchertes Kalenderblatt“ einsteigen, wenn nicht mit Goethes „Faust“ und der Walpurgisnacht: „Die Hexen zu dem Brocken ziehn, die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün. Dort sammelt sich der große Hauf, Herr Urian sitzt oben drauf. So geht es über Stock und Stein. Es farzt die Hexe, es stinkt der Bock.“ Der Frage, wie sehr der Bock stinkt, kann man heute im ganzen Harz auf unzähligen Walpurgisfeiern nachspüren.
Ein wichtiges Datum ist der 30. April aber auch für den „Börsenverein des Deutschen Buchhandels“. Genauer gesagt am 30. April 1825 erstmal für den „Interessenverband Börsenverein der Deutschen Buchhändler“, der in Leipzig gegründet wird. Nach der Wiedervereinigung wurde der da schon 165 Jahre alte Leipziger Urverein am 1. Januar 1991 an den damals 35-jährigen Frankfurter „Börsenverein des Deutschen Buchhandels“ angeschlossen.
„Gut abgehangen“ könnte man flapsig konstatieren: Am 30. April 1959 wird drei Jahre nach Bertolt Brechts Tod dessen bereits 1930 fertiggestelltes episches Theaterstück „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg in der Bühnenversion uraufgeführt.
Fast ähnlich lang sollen ja auch die Lieferzeiten für den Trabant in der DDR gewesen sein. Der Gedankensprung liegt heute nahe, denn am 30. April 1991 wurde nach rund 33 Jahren und mehr als 3 Millionen Trabis das Sachsenring-Trabant-Werk in Zwickau geschlossen.
Eine treue Fangemeinde hält ihrer „Rennpappe“ weiter die Fahne. Und ebenso hartnäckig halten sich die Trabiwitze. Beispiel gefällig: „Trabibesitzer zum Ersatzteilverkäufer: ,Ich hätte gerne ein paar Scheibenwischer für meinen Trabi.‘ Darauf der Verkäufer: ,OK, fairer Tausch.‘“ Mit Blick auf den Trabi-Tachometer, aber auch auf die langen Lieferzeiten, hätten wir dann den noch: „Womit kann man die Beschleunigung eines Trabis messen? Mit einem Kalender…“
Wir wünschen heute eine fröhliche Walpurgisfeier. Und wer auf farzende Hexen und stinkende Böcke keine Lust hat, kann es sich ja im Lesesessel bequem machen. Beispielsweise mit einem Harz-Krimi. Wie wär’s mit dem „Harz-Krimi-Almanach – Walpurgisnacht“…
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