Mogelpackungen: Wer will betrogen sein?

Mogelpackungen: Wer will betrogen sein?

„Die Welt will betrogen sein“, stellte der Humanist Sebastian Brant schon 1494 in seinem Werk „Das Narrenschiff“1 fest. Allzu gern würde ich widersprechen, doch gehöre ich beim Einkaufen zu den Kunden, die im Zweifel eher zu (teuren) Markenprodukten greifen. Im Glauben, da könne man nichts falsch machen. Und dann finde ich an diesem Dienstag, 18. Januar 2022, in meiner Mailbox den Newsletter der Verbraucherzentrale, der zur Wahl der „Mogelpackung des Jahres 2021“ aufruft…

Spätestens in diesem Moment dämmert mir Jahr für Jahr, dass Brant mit seiner Einschätzung richtig lag – auch wenn er die Verlockungen moderner Warenwelten vermutlich nicht einmal erahnt hat. Es sind erstaunlicherweise oft die großen und bekannten Marken, die laut Verbraucherzentrale „durch besonders raffinierte Füllmengenänderungen“ und „unnötigen Verpackungsmüll“ die Kund*innen schröpfen, Ressourcen verschwenden und die Umwelt belasten.


Die Menschen sind so einfältig und hängen so sehr vom Eindrucke des Augenblickes ab, dass einer, der sie täuschen will, stets jemanden findet, der sich täuschen lässt.

Niccolò Machiavelli

Fünf Kandidaten hat die Verbraucherzentrale nominiert, bis zum 24. Januar (16 Uhr) können die Verbraucher den schlimmsten unter den schlimmen Fingern im Internet küren. Firmen wie Bahlsen, Homann, Nestlé, Knorr und Griesson haben demnach verdeckte Preiserhöhungen zwischen 25 und 88 Prozent realisiert. Für mich das Schlimmste: Etliche Kandidaten liegen ab und an auch in meinem Einkaufswagen. Und bin ich durch Schaden klug geworden? Naja…

Dabei können nur die Kund*innen durch bewusstes Einkaufen ein Umdenken erzwingen. Um versteckte Preiserhöhungen transparent zu machen, pflegt die Verbraucherzentrale im Internet eine Mogelpackungsliste. Der Link gehört auf den Startbildschirm jedes Handys!

Ansonsten gilt, was Brant schon vor mehr als 500 Jahren ebenso wie Goethe viel später trefflich zu benennen wusste: „Man wird nie betrogen, man betrügt sich selbst.“ Wer da gegensteuern will, kann sich über die Lektüre zahlreicher Bücher wappnen. „ACHTUNG MOGELPACKUNG!“1 heißt eines, das „Wissen für Verbraucher“ verspricht. Um „Verbraucherfallen, Mogelpackungen und Täuschung im Supermarkt“ geht es in einem weiteren Buch, dessen Titel das Thema drastisch auf den Punkt bringt: „Lass dich nicht verarschen!“1


1 Wer sich eines der genannten Bücher kaufen will, sollte sich noch ein wenig gedulden. Schließlich ist Vorfreude die schönste Freude. Und am 2. April öffnet die Bücher-Heimat ihre Pforten. Gutscheine kann man schon jetzt erwerben.

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